Gelsenkirchens Vision für nachhaltige Bildung samt Netzwerk für die „Lernende Stadt“ wird mit dem „Learning City Award 2017“ ausgezeichnet.

  • Rund 120 örtliche Partner unterstützen in einem Netzwerk Gelsenkirchens Konzept der „Lernenden Stadt“
  • Vor Ort übernehmen daher viele Menschen Verantwortung dafür, dass lebenslanges Lernen funktioniert
  • Ziel ist, die Folgen von Kinderarmut zu mildern und zudem Schulabschlüsse zu ermöglichen

Gelsenkirchen kann sich mit seinen Bildungsprojekten international behaupten, wie jetzt eine Auszeichnung durch die Unesco belegt. Als einzige deutsche Stadt unter weltweit 16 Kommunen erhält Gelsenkirchen den diesjährigen „Learning City Award“.

Das Plakat für den deutschen Nachhaltigkeitswettbewerb „Zukunftsstadt 2030“. Gelsenkirchen hat sich für die zweite Runde qualifiziert und erhofft sich jetzt Rückenwind vom Unesco-Preis.
Das Plakat für den deutschen Nachhaltigkeitswettbewerb „Zukunftsstadt 2030“. Gelsenkirchen hat sich für die zweite Runde qualifiziert und erhofft sich jetzt Rückenwind vom Unesco-Preis. © OH

„Wir fühlen uns ganz besonders geehrt und ausgezeichnet“, sagt Bildungsdezernentin Annette Berg. Mit dem Preis würdige die Unesco das Gelsenkirchener Konzept der Lernenden Stadt, bei dem „120 Partner am Bildungsprozess und an Perspektiven mitwirken und sie entwickeln“. Gerade dieses Netzwerk aus Vereinen, Kirchengemeinden, Organisationen und der Verwaltung ist das Herzstück eines gesamtstädtischen Konzepts zur Bildungsförderung und damit zum Kampf gegen die Folgen von Armut. „Das ist etwas Exklusives für Gelsenkirchen“, sagt die Sozialdemokratin.

Stadt möchte Chancengleichheit ermöglichen

Die Stadt möchte Chancengleichheit ermöglichen und Nachteile sozialer Probleme mildern, etwa durch die Mobile Kita, die zu Flüchtlingsheimen kommt, durch das Agendabüro 21 mit der Kreativwerkstatt oder durch das Kolleg 21. Zu den weiteren Angeboten zählen außerdem Lernorte wie der Biomassepark Hugo, in dem Kinder und Jugendliche beispielsweise aus Pflanzen Farben herstellen und so etwas über Biologie und Chemie lernen. Zunehmende Armut will die Stadt vor allem mit nachhaltiger Bildung bekämpfen, dafür auch neue Ideen sowie Visionen entwickeln und umsetzen. „Wer mit Hunger oder Kummer zur Schule geht, kann nur schlecht lernen“, weiß Annette Berg.

Zunächst müssen also die Voraussetzungen stimmen, um Lernfreude zu schaffen und zu bewahren, die vielleicht in Leidenschaft umschlägt. „Unser Fokus muss auf Kindern mit Benachteiligung liegen“, daher sei ein Schulabschluss das Ziel aller Maßnahmen. Doch außerschulisches Lernen wird nicht vergessen. So freut sich Berg, dass viele Gelsenkirchener Verantwortung übernehmen, damit lebenslanges Lernen funktioniert.

Unesco-Konferenz wird im Ziegenmichel abgehalten

„Wir bringen Leute zusammen und schaffen so Erfolge“, ergänzt Werner Rybarski vom Agendabüro 21. „Egal, wo wir unsere Maßnahmen machen, wir treffen immer die Richtigen. Soziale Probleme gibt es überall.“

Durch die Unesco-Auszeichnung werde die Stadt nun in ganz Deutschland wahrgenommen und finde zudem internationale Beachtung im Bildungsbereich. Rybarski ist überzeugt: „Das tut Gelsenkirchen gut.“ So wird die Unesco im März eine Bildungskonferenz im Ziegenmichel abhalten. Der Learning City Award sei aber eine Belohnung für langjähriges Engagement „und bestärkt uns, dass wir den richtigen Weg gehen“.

Ob Gelsenkirchen künftig gar Modellcharakter für andere Kommunen hat oder ob der Preis hilft, Wirtschaftskontakte zu knüpfen, muss sich aber erst noch zeigen.

>> PREISGEKRÖNTES BILDUNGSNETZWERK

Mit der „Gelsenkirchener Erklärung“ haben sich im vergangenen Jahr rund 120 Partner zu einem Netzwerk für nachhaltige Bildung zusammengeschlossen. Dahinter steht laut Annette Berg ein „gesamtstädtisches, kommunales Konzept“, das ein Alleinstellungsmerkmal von Gelsenkirchen ist. Offenbar hat es die Unesco beeindruckt.

Der internationale Unesco-Preis gibt Berg und der Stadt zudem Rückenwind für den Bundeswettbewerb „Zukunftsstadt 2030“, bei dem Gelsenkirchen die zweite Runde erreicht hat.