Gelsenkirchen. . Ein Quadrokopter sucht nach dem ausgerissenen Luchs Findus. Wo die Gelsenkirchener Drohne noch zum Einsatz kommt.
- Mit einem Quadrokopter half die Gelsenkirchener Feuerwehr bei der Suche nach dem ausgerissenen Luchs
- Die Drohne hat eine ultrascharfe 4K-Kamera, ein Gyroskop für ruckelfreien Flug und auch ein GPS-System
- Die 3,5 Kilogramm schwere Plattform schafft locker 100 Meter Einsatzhöhe, zwei Piloten steuern die Drohne
In dem Action-Film „Das fliegende Auge“ sorgte Anfang der 80er-Jahre ein Hubschrauber auf der Leinwand für Furore. Etwas Ähnliches, einen viel kleineren und friedliebenderen Quadrokopter, hat die Feuerwehr in zivilem Gebrauch. Seine Aufgaben im Not- oder Krisenfall sind nicht das Ausspionieren und der Abschuss schlagkräftiger Waffen, vielmehr dient sein Rüstzeug allein der Rettung und Gefahrenabwehr. Zwei Piloten der Drohne: Bernd Teubert und Marco Strey von der Berufs- und Freiwilligen Feuerwehr Gelsenkirchen.
Am Sonntag ließen die beiden Brandoberinspektoren das 3,5 Kilogramm schwere Fluggerät über der Zoom Erlebniswelt aufsteigen. Wie ein Bussard schwebte die Plattform kaum unhörbar über der Anlage und dem Umfeld, hielt mit einer hochauflösenden 4K-Kamera Ausschau nach dem ausgerissenen Luchs Findus. „Aber da bewegte sich leider nichts“, sagt Marco Strey. Die Raubkatze war, wohl gut versteckt, wie vom Erdboden verschluckt. Jetzt sollen Fallen und Lockfutter die Raubkatze wieder hinter Gitter bringen.
Erlaubte Einsatzhöhe sind 100 Meter
Strey (36) und sein Kollege Bernd Teubert (49) arbeiten im Team. Einer bedient die Kamera, der andere den Flieger. „Fingerspitzengefühl“ ist dabei gefragt, erklären die Retter, die Steuerknüppel reagieren blitzschnell auf jeden feinen Impuls der Finger. „Viel üben war und ist angesagt“, sagt Teubert, der mit Strey neben einem dreitägigen Flug-Seminar auch noch etliche Stunden auf dem freien Feld fleißig geübt hat. Und es bis heute tut. Schließlich ist so ein Quadrokopter trotz eines eingebauten Gyroskops (Kreiselstabilisator) nicht völlig immun gegen Windböen.
Bis zu 30 Minuten Flugzeit schafft die Drohne, die maximale erlaubte Höhe liegt bei 100 Metern. „Sie könnte aber deutlich mehr“, erklärt Strey. Die Funksignale beispielsweise reichen zwei Kilometer weit, weil die Feuerwehr gemäß den Vorgaben der Flugsicherheit aber auf Sicht fliegen muss – je nach Wetterlage – waren es am strahlend schönen Sonntag bei der Luchs-Suche 400 Meter.
Ausgestattet mit GPS-System und Kompass
Kompass und auch ein GPS-System erleichtern Bernd Teubert und Marco Strey die Navigation im Einsatz, über ein eingebautes Tablet an der Fernsteuerung laufen die gestochen scharfen Live-Bilder ebenso ein wie systemrelevante Daten: die Energiereserve des Akkus, Flughöhe, Position und vieles mehr.
Mehr als ein Dutzend Einsätze hat der Quadrokopter seit seiner Einführung Mitte 2016 absolviert, vor der Luchs-Jagd beispielsweise verschaffte sich die Feuerwehr damit bei einem Feuer an einer Kolonne in 50 Metern Höhe einen Überblick über Brandherd und Rauchentwicklung. Und bei einem Hochwassereinsatz in Borken im vorigen Jahr „zeigte die Kamera den Einsatzkräften das Ausmaß der Überflutungen und die besten Angriffswege an“ – ein fliegendes Auge eben.
Heimatbasis ist Im Emscherbruch
Wie der Sprecher der Gelsenkirchener Feuerwehr, Simon Heußen mitteilte, denken die Retter gerade über die Anschaffung einer Wärmebildkamera nach, ob modular an der jetzigen Drohne verbaut oder mit eigenem Quadrokopter ausgerüstet, ist offen. Heimatbasis des Quadrokopters ist die Feuerwache 3, Im Emscherbruch 30, ein Standort der Freiwilligen Feuerwehr. Bei ihr werden demnächst fünf weitere Drohnenpiloten ausgebildet. Ein von der Bezirksregierung beauftragter Spezialist hat den Rettern nicht nur Flugstunden erteilt. Teil des Kurses waren rechtliche Auflagen: In der Nähe von Flughäfen oder rund ums Bergmannsheil mit seinem Heli-Port ist Drohnen-Betrieb untersagt, auch gilt ein Sicherheitsabstand zu Hochspannungsleitungen.