An den sozialen Netzwerken als Anstoß für seine Betrachtungen kommt heute auch Polit-Kabarettist HG.Butzko nicht vorbei, natürlich bieten wahre oder fiktive Ansprachen auf Facebook beste Stichwortgeber. Davon konnte sich Samstagabend das Publikum in der ausverkauften Kaue überzeugen.
An den sozialen Netzwerken als Anstoß für seine Betrachtungen kommt heute auch Polit-Kabarettist HG.Butzko nicht vorbei, natürlich bieten wahre oder fiktive Ansprachen auf Facebook beste Stichwortgeber. Davon konnte sich Samstagabend das Publikum in der ausverkauften Kaue überzeugen.
Ein Heimspiel in der Stadt
Sein neuntes Solo-Programm hat Butzko „Menschliche Intelligenz – oder: Wie blöd kann man sein?“ genannt. „Hier in Gelsenkirchen auf der Bühne zu stehen ist immer etwas Besonderes“, sagt der „Schalker Jung“, geboren 1965 nahe der Glück-Auf-Kampfbahn. „Ein Heimspiel“, sozusagen, seine bundesweiten Tourneen sehen immer mindestens einen Auftritt in der Heimat vor. Abgesehen davon funktioniert Butzko aber überall, für die 90 Minuten Programm ist der Standort Gelsenkirchen irrelevant. Relevant ist seine Sozialisation, der Ausdruck der Generation, die den Glauben an die Möglichkeit einer gerechten Gesellschaft wahrt und den unbedingten Willen hat, etwas für das Erreichen dieses Idealzustandes zu tun.
Butzko versucht, Gründe für heutigen Terror und Fremdenhass aufzuzeichnen. „Wenn die Politik jahrzehntelang an Bildung spart, geschieht ihr recht, wenn die Blödbirnen der Nation den Rechtspopulisten auf den Leim gehen“. Eine große Zäsur sieht er 2003, die Agenda 2010. „Schon Goethe sagte, wenn man rot mit grün mischt, bekommt man ein Grauen“, die Politik der damaligen Bundesregierung hätte die Armen reicher gemacht, „nämlich zahlreicher“. Abgesehen von einzelnen Parteien stehen die Religionen im Fokus der Betrachtungen – Christentum, Judentum, Islam – allesamt ausgerichtet auf das Jenseits, auf Himmel oder Hölle „auf einen, der am Ende dasteht und Daumen hoch oder Daumen runter macht – fast wie Dieter Bohlen“.
Lacher, um die das Publikum dankbar ist, reißen sie doch für einen Moment aus den düsteren Betrachtungen. Butzko versteht es bestens, fast in Stammtischmanier, oder nein, besser, im Stile der Gesprächsrunden mit Altbier und Tee der frühen 1980er-Jahre, die Meinungen der Gleichgesinnten zusammenzufassen. Und es sind beste Überzeugungen von Weltfrieden, von Liebe.
Fanatische religiöse Anschauungen zerlegt er und macht sie lächerlich: „Auf die Jungfrauen braucht sich kein Selbstmordattentäter mehr zu freuen, seit Bowie und Prince da oben sind, gibt es keine mehr“, so Butzko. Gern behilft er sich mit Fakten. Ein Beispiel: Sechs Prozent Muslime in Deutschland, warum also Angst haben? Und die Mehrheitsgesellschaft entlarvt er als diskriminierend und respektlos, und zwar nicht nur Minderheiten gegenüber. „Oder halten sie gewisse Arbeitsverträge heutzutage respektvoll?“, fragte Butzko.
Sein anspruchsvolles Programm mit schlüssig zu verfolgenden Argumentationen macht demjenigen Spaß, der einer Meinung ist – Butzko ist anzumerken, dass er „Andersgläubige“ zu überzeugen wünscht, die Gesellschaft auf gerechte Bahnen lenken möchte – allein, ob dies in der Macht eines Kabarettisten liegt, ist selbst bei Altmeistern wie Dieter Hildebrand nicht belegt.