Gelsenkirchen. . Die Glücksbringer kehren ins Hans-Sachs-Haus ein. Sie informieren Frank Baranowski (SPD) über Nutzen von Rauchwarn- und Kohlenmonoxidmeldern.

Oberbürgermeister Frank Baranowski (SPD) hat einige Herausforderungen, die er auch im neuen Jahr in Gelsenkirchen angehen möchte, darunter die Stadtentwicklung, Arbeitsplätze schaffen und die Finanzen der Stadt. Damit er dabei besonders viel Glück hat, haben ihn am Dienstagmorgen die drei Bezirksschornsteinfeger Christian Braasch sowie Thomas und Stephan Planz im Hans-Sachs-Haus an der Ebertstraße besucht, in traditioneller schwarzer Uniform mit Zylindern und goldenen Knöpfen.

Mitgebracht hat das Trio den neuen Fotokalender, von dessen Cover Italiens hübscheste Schornsteinfegerin zuckersüß lächelt. „Die ist echt“, verspricht Thomas Planz und zückt sogleich weitere Mitbringsel, die echte Lebensretter sind: einen Rauchwarnmelder und, inzwischen ebenso wichtig, einen Kohlenmonoxidmelder (CO-Melder). Das Gas entsteht unter anderem durch brennende Öfen.

Kleine Lebensretter

„Vor drei Jahren hatten wir in Hassel ein 20-jähriges Mädchen zu beklagen“, sagt Plank. „So eine Grausamkeit wäre für 50 Euro verhindert worden.“ Damals war die junge Frau gestorben, weil ein Dohlennest den Schornstein verstopft hatte, kürzlich gab es in Mülheim Kohlenmonoxidunfälle. „Je nach Konzentration reichen zwei, drei Atemzüge zum Tod.“ Daher haben er und seine Kollegen es sich diesmal bei ihren Neujahrsbesuchen zur Aufgabe gemacht, vor den Gefahren von Rauch- und Kohlenmonoxidvergiftungen zu warnen.

Die Landesregierung habe dieses Problem jahrelang vor sich hergeschoben, doch jetzt müssten zumindest die Rauchwarnmelder in jeden Flur und Fluchtweg. „In Baden-Württemberg muss ihn jeden Raum so ein Gerät rein, weil die Baden-Württemberger wissen, dass man in jedem Raum schlafen kann“, sagt Thomas Planz, dessen Kehrbezirke Buer und Hassel sind. Er fände eine Verschärfung der hiesigen Vorschriften gut. Dass Gelsenkirchener die Warnmelder ablehnen, weil sie hässlich aussehen, kann er nicht verstehen. „Sie können Leben retten.“

Melder fachmännisch anbringen lassen

Wenn der Vermieter keine Rauchmelder einbauen lässt

Rauchwarnmelder sind nunmehr Pflicht, doch was ist tun, wenn der Vermieter oder Eigentümer der Gesetzesvorgabe keine Rechnung trägt? Fachanwalt Georg Tiefenbacher vom Gelsenkirchener Mieterbund weiß da Rat. „Die erste Option ist, sich an das örtliche Bauamt beziehungsweise die Baubehörde zu wenden und dort anzuzeigen, dass der Eigentümer in der Wohnung oder in dem Haus noch keine Rauchwarnmelder installiert hat“, erklärt der Experte.

Des Weiteren ist es zielführend, den Vermieter oder Eigentümer schriftlich per Einschreiben eine Frist zu setzen, bis zu der er sein Versäumnis aus der Welt zu schaffen hat. „Ist dann noch immer nicht nachgerüstet worden“, so Georg Tiefenbacher weiter, „dann können Mieter eine Fachfirma mit der ordnungsgemäßen Installation der Sensoren beauftragen.“ Die Rechnung habe dann der Vermieter zu tragen. Sollte sich dieser weigern, für die Arbeiten gerade zu stehen, so eröffnet sich dem Mieter die Möglichkeit, die Kosten für die Nachrüstung von der Miete abzuziehen.

Von Nikos Kimerlis

Allerdings müsse man beide Geräte fachmännisch anbringen und regelmäßig warten, das können Schornsteinfeger, aber auch einige andere Berufsgruppen. Lithiumbatterien garantierten inzwischen eine Lebensdauer von zehn Jahren und blinken würden nur billige Ausführungen, von denen die drei Schornsteinfeger aber generell abraten, weil diese anfällig sind für Fehler und Fehlalarme, die schließlich die Bevölkerung abstumpfen lassen. Die drei Glücksbringer geben aber ihre Mission nicht auf, über die lebensrettenden Geräte zu informieren: „Die Leute geben nur dann dafür Geld aus, wenn sie überzeugt sind. Dann zahlen sie aber auch die nötigen 50 Euro.“

Immerhin vertraut Oberbürgermeister Frank Baranowski dem Urteil seiner Besucher: „Es ist für mich eine Autorität, wenn der Schornsteinfeger da war und sagt: ,Alles in Ordnung.’“

Berufsbild im Wandel

„Früher zog der Schornsteinfeger von Dorf zu Dorf, befreite die Häuser vom Ruß und sorgte so für die Brandsicherheit der Häuser. Daher soll, zumindest ist so der Mythos, auch das volkstümliche Bild als Glücksbringer kommen“, sagt Stephan Planz. Er ist, wie sein Bruder Thomas, Bezirksschornsteinfeger in Gelsenkirchen und hat den Wandel, den sein Beruf unterlaufen hat, direkt mitbekommen. Denn mit neuer Technik verändern sich auch die Aufgabengebiete der Schornsteinfeger. So berät Thomas Planz etwa als Fachkraft für Rauchwarnmelder Kunden zu den lebensrettenden Geräten und bringt diese auch fachmännisch an.

Mittlerweile ist die Familie Planz in dritter Generation in dieser Branche tätig. Bereits der Vater der beiden Brüder hat Kamine gekehrt, jetzt macht auch der Sohn von Thomas Planz eine entsprechende Ausbildung.

„Wenn mein Vater zu mir ins Büro kommt“, sagt Thomas Planz, „dann fragt er mich immer, warum ich Papierkram mache und nicht draußen bei den Kunden bin. Doch der Beruf hat sich über die Jahre stark geändert.“ Bei allen Veränderungen sei Schornsteinfeger aber immer noch ein guter Beruf: „Wenn ich meinen Job so schäbig finden würde, dann hätte ich meinem Sohn einen anderen Weg vorgeschlagen.“ Die Branche habe übrigens inzwischen keine Nachwuchssorgen mehr. „Einige Zeit wurde nicht ausgebildet, aber mittlerweile ist der Bedarf wieder da und kann auch mit guten Leuten gedeckt werden. Die Ausbildungssituation bei uns ist sehr gut.“