Gelsenkirchen. . 47-Jähriger klagte erfolgreich gegen Kündigung. Unternehmen will per einstweiliger Verfügung von der Weiterbeschäftigung entbunden werden.
- Mitarbeiter setzten sich zunächst mit der Klage durch – die Kündigung war unwirksam
- Als 47-jähriger Familienvater arbeiten wollte, schickte ihn der Vorgesetzte nach Hause
- Kollegen bei Vaillant sind empört über das Vorgehen des Arbeitgebers
Vaillant-Mitarbeiter und Konzernvertreter treffen sich seit Monaten in regelmäßigen Abständen vor Gericht. Die Geschäfte des führenden Herstellers für Heiz-, Lüftung und Klimatechnik laufen bestens. Doch das Familienunternehmen will bis März nächsten Jahres seinen Standort in Gelsenkirchen aufgeben. 191 Mitarbeiter erhielten die Kündigung. 103 Beschäftigte wehrten sich mit Kündigungsschutzklagen gegen die Entlassung.
Die Realität am Arbeitsplatz sieht anders aus
Peter Janik ist einer der Mitarbeiter, die sich in der ersten Runde vor Gericht mit einer Klage durchsetzten. Die zum 31. Dezember 2016 erfolgte Kündigung, so hatte das Gericht entschieden, war unwirksam, der 47-jährige musste weiterbeschäftigt werden. Die Realität am Arbeitsplatz sah indes anders aus. Peter Janik: „Als ich am 3. Januar meine Arbeit aufnehmen wollte, schickten die mich wieder nach Hause. Ich sollte mich bei der Arbeitsagentur melden, Arbeit gebe es nicht.“ Janik ist zweifacher Familienvater, arbeitet seit zehn Jahren bei Vaillant.
Der Arbeitgeber blieb trotz Niederlage im Rechtsstreit bei seiner Haltung und stellte einen Antrag auf einstweilige Verfügung beim Arbeitsgericht. Er will gerichtlich davon entbunden werden, den 47-Jährigen weiter beschäftigen zu müssen.
Mögliche Einigung zwischen den Parteien
Doch zu einer Eröffnung des Verfahrens vor der 1. Kammer kam es nicht. Die Parteien entschlossen sich, über eine mögliche Einigung nachzudenken. Wegen der Dringlichkeit des Verfahrens - es geht schließlich um Lohn und Beschäftigung - gab das Gericht Arbeitgeber und Mitarbeiter eine Woche Zeit, über eine Einigung nachzudenken. Bietet sich keine Lösung an, muss die Kammer über den Antrag entscheiden.
Betriebsratsvorsitzende Yasemin Rosenau findet es beschämend, wie ein traditionelles Familienunternehmen in Gelsenkirchen mit seinen Mitarbeitern umgeht. „Der Arbeitgeber verlangt von uns einen Verzicht auf Mitbestimmungsrechte. Er versucht, das Betriebsverfassungsgesetz auszuhebeln. Warum“, fragt Rosenau, „gibt sich Vaillant diese Blöße.“ Verlierer sei der Mensch.
Betriebsrat: Taktik des Unternehmens verwerflich
Betriebsrat Axel van den Mond, findet die Taktik des Unternehmens verwerflich. Gestern Morgen erschienen sieben Leiharbeiter im Betrieb. Der Arbeitgeber hatte den Antrag beim Betriebsrat Freitag Mittag gestellt. Der Krankenstand sei extrem hoch. Van den Mond: „Wir konnten nicht mehr widersprechen.“ Mitarbeiter sind empört über das Vorgehen der Arbeitgeber. Der Einsatz der Leiharbeiter stehe im Widerspruch zu angeblich fehlender Arbeit. „Der Einsatz hat Methode“, sagt van den Mond. „Die sieben jüngsten Leiharbeiter sind uns bekannt, sie werden immer wieder geholt und gehen jetzt in die 12. Verlängerung.“