Gelsenkirchen. . Das Neujahrskonzert der Neuen Philharmonie war geprägt von Peter Tschaikowskys Ballett-Musiken. Das Publikum „erklatschte“ sich drei Zugaben.

Beschwingten Schrittes trat Dirigent Valtteri Rauhalammi am Sonntagabend aus der versteckten Tür der neuen Kulisse des Musiktheaters im Revier vor ein ausverkauftes „Großes Haus“. Kurzer Händedruck mit dem Konzertmeister des Abends Istvan Karascony, ein lächelnder Blick in die strahlenden Gesichter der Musiker der Neuen Philharmonie und ohne viel Federlesens startete das Neujahrskonzert zackig mit dem temperamentvollen „Dornröschenwalzer“ aus Peter Tschaikowskys gleichnamigen Ballett.

„Ballmusik für das schönste Musiktheater, nämlich das unsere“, schmunzelte Markus Wallrafen. Der Stimmführer der 2. Violinen schlüpfte zum Anlass traditionsgemäß in die Rolle des eloquenten Moderators. „Welch´ eine Parallele übrigens zur Prinzessin im Märchen. Auch die Neue Philharmonie ist gerade 20 Jahre alt geworden“. Jung, dynamisch und verwegen sei man in diesem Alter. „Das passt zu uns“. Und voller Gefühl – zum Beweis weitere Stücke aus „Dornröschen“ mit vielen in Klang gegossenen zauberhaften Wesen. „Auch wir haben Feen“, zwinkerte Wallrafen. „Klarinettenfee, Oboenfee, Flötenfee und Harfenfee“ und stellte die Solistinnen einzelner Solopassagen Kerstin Grötsch, Mayumi Yamada, Kathrin Jöris und Ivana Mehlem auf diese charmante Weise vor.

Der Saal schunkelte fröhlich mit

Nach so viel Ballett und virtuellem Spitzentanz gab es anschließend einen „Block“ Johann Strauß-Melodien. „Juristenpolka, Patronessenpolka und Frühlingsstimmenwalzer“ ließen den Saal fröhlich im Takt wiegen. Fast schien es, auch einzelne Stimmen aus dem Orchester „schunkelten“ zum Dreivierteltakt. Rauhalammi hüpfte mit Verve zu jedem neuen Ansatz auf seinem Podest. Intensiver und tiefgründiger danach die Themen aus „Schwanensee“, ein Werk, das mit Verwandlungen spielt – ein perfekter Wechsel der Stimmungen für einen glanzvollen Neujahrsabend. „Die Handlung des Stückes ist etwas durchgeknallt“, gab Wallrafen zum Besten und setzte einen humoristischen Kontrapunkt zu den feinfühligen Klängen. Die Lacher im Saal hat der gelernte Geiger immer auf seiner Seite. „Für meine Moderation möchte ich aber mal eine Ehrung“, forderte er forsch ein und ließ es sich nicht nehmen die gesamten zweiten Violinen vorzustellen. „Die bekommen auch immer zu wenig Aufmerksamkeit“.

Markus Wallraffen moderierte das traditionelle Neujahrskonzert der Neuen Philharmonie Westfalen (NPW).
Markus Wallraffen moderierte das traditionelle Neujahrskonzert der Neuen Philharmonie Westfalen (NPW). © Martin Möller

Wieder ernsthaft kündigte Wallrafen den Strauß-Walzer „Freut Euch des Lebens“ an. „Das ist ein gutes Motto für das neue Jahr. Jammert weniger.“ Den Abschluss der Ballettmusiken aus der Feder des russischen Komponisten bildete die „Nussknackersuite“, Valtteri Rauhalammi hatte sie auf 12 Minuten neu zusammengestellt, andernfalls hätte die Länge das Programm gesprengt. Große Intensität beherrschte die Szenerie, furiose crescendi, donnergrollende Trommelwirbel, einnehmende Streicher rissen das Publikum mit. Stürmischer Applaus wurde belohnt mit dem „Donauwalzer“ und obligatorischen Radetzky Marsch. Das Klatschen wollte kein Ende nehmen, auch wenn einige Gäste den Saal schon verließen. Diese drehten sich ungläubig um und kehrten zu den Plätzen zurück – Rauhalammi erhob vergnüglich den Taktstock zu einer dritten unerwarteten Zugabe, der „Bajadere Polka“.