Gelsenkirchen. . Die Kult-Galerie „werkstatt“ bleibt in ihren charmanten Traditionsräumen,aber das Videokunstzentrum muss den Nordsternturm verlassen.

Auch 2016 prägten Gewinner und Verlierer die Gelsenkirchener Kulturszene, gab es Abschiede zu beklagen und neue Macher zu begrüßen, erlebte das Publikum viele künstlerische Highlights und nur wenige Enttäuschungen, fanden sowohl etablierte Institutionen als auch die starke freie Szene ihr Publikum.

Zu den echten Gewinnern 2016 gehört die Kult-Galerie „werkstatt“ im Norden der Stadt. Nach einer massiven Mieterhöhung, die der Trägerverein nicht hätte tragen können, lag bereits die Kündigung für die charmanten Räume auf dem Tisch. Mit Hilfe des bürgerschaftlichen Engagements eines Nachbarn konnte die Mieterhöhung auf ein machbares Maß reduziert werden. Ein Glück für die Kunstszene der Stadt.

Kinetik und Opernhaus aufgepeppt

Zu den wahren Verlierern 2016 zählt das attraktive Videokunstzentrum im Nordsternturm, das leider mit dem Ende des Jahres seine Pforten schließt. Ein herber Verlust, gab es für dieses Museum doch ein echtes Alleinstellungsmerkmal auf weiter Flur. Aber auch hier gibt es einen Lichtblick: Vivawest plant eine Neukonzeption für das einmalige, hochwertig restaurierte Industrieambiente.

Andere Kulturräume der Stadt erlebten ein wahres Facelifting: Seit Mitte Juli erstrahlt die Kinetik-Abteilung im Kunstmuseum an der Horster Straße in neuem Licht. Seit Mai regierten im Museum die Handwerker und polierten die ohnehin reizvolle Sammlung auf Hochglanz. Heller und lichter ist die Abteilung nun geworden.

Wechsel im Amt des Kulturdezernenten

Endgültiges Ende des Raubkunststreits: Nach langem, auch juristischem Gerangel um das Gemälde „Bacchanale“ von Lovis Corinth aus der städtischen Sammlung entschied die Limbachkommission Ende April,dass das Bild an die Erben zurückgegeben werden sollte. Die Stadt schloss sich schließlich dieser Empfehlung an.

Einer vor allem akustischen Ertüchtigung wurde das Musiktheater im Revier unterzogen. Für stattliche 2,7 Millionen brachte die Stadt Gelsenkirchen ihr Opernhaus auf den neuesten technischen Stand. Dafür allerdings mussten die Türen von Juni bis Anfang Oktober geschlossen bleiben. Das aufgepeppte Musiktheater wurde am 3. Oktober mit einer großen Gala wieder eröffnet.

© Joachim Kleine-Büning

Trotz der Schließung zieht das Haus am Ende des Jahres eine überaus positive Bilanz. Trotz der verkürzten Spielzeit lagen sowohl die Anzahl der Besucher als auch die Kartenverkäufe deutlich über den Vorjahreswerten. Die Einnahmen im Kartenverkauf erhöhten sich um 250 000 Euro auf insgesamt 2,16 Millionen Euro. Die Zuschauerzahlen konnten um rund 3 000 Personen gesteigert werden. Respekt!

Auch dafür, aus der Not eine tolle Tugend gemacht zu haben. Während der Schließphase engagierte das Opernhaus vor der Haustür erfolgreich den poetischen Zirkus „Cirque Bouffon“.

Auch 2016 gab es personelle Wechsel. Dieter Kükenhöner ging als Geschäftsführer des Musiktheaters in den Ruhestand, ihm folgte Tobias Werner. Chefdramaturgin Juliane Schunke zog es an die Semperoper Dresden, ihr Amt übernahm Gabriele Wiesmüller. Auf Opernchorchef Christian Jeub folgte Alexander Eberle. Das Amt des Kulturdezernenten Manfred Beck nimmt seit Oktober Annette Berg wahr.

Auch im Jahre 2016 blieb Gelsenkirchen dem Motto treu, Kultur nicht als Luxus, sondern als Grundnahrungsmittel zu begreifen.