Gelsenkirchen. Ende 2015 hat die Awo Gelsenkirchener, Geflüchtete und Zugewanderte zum ersten Mal eingeladen. Jetzt wurde das Einjährige ganz groß gefeiert.

  • Am Anfang war Awo-Geschäftsführerin Gudrun Wischnewski skeptisch, ob das wohl funktionieren kann
  • Café Miteinander hat funktioniert: Gelsenkirchener, Flüchtlinge und EU-Zuwanderer haben Kontakte geknüpft
  • Ein Jahr nach der Premiere war das Bildungszentrum Schauplatz eines großen multikulturellen Treffens

Typisch Awo. „Wir dachten, wir laden Gelsenkirchener ein – und Geflüchtete und zugewanderte Europäer.“ Gudrun Wischnewski schmunzelt heute eingedenk der Idee, die das Team von der Grenzstraße vor über einem Jahr hatte. Nicht lange fackeln, machen ...

Auf der Bühne des Bildungszentrums lässt die Awo-Geschäftsführerin beim weihnachtlichen „Café Miteinander“ die Geschichte dieser Treffen Revue passieren. „Ich war skeptisch, ob das funktioniert.“ Aber: Es hat funktioniert – und wie.

Fröhliches Gedränge, multikulturelles Stimmengewirr

Zum großen Treffen am Montagnachmittag kommen so viele Menschen, die nach der ersten Begegnung Ende 2015 ein regelrechtes Schneeballsystem ausgelöst haben. Paten – aktuell sind es schon 100, die Geflüchteten in der neuen Heimat Alltagsbeistand bieten –, Flüchtlinge, Rumänen, Bulgaren, das Team aufsuchende Sozialarbeit der Awo ... Auf der ersten Etage des Bildungszentrums herrscht fröhliches Gedränge und multikulturelles Stimmengewirr. Für Kinder wurde eigens ein Raum eingerichtet. Hier malt der syrische Künstler Salar Sadoo mit den Kleinen; im Saal nebenan ist es proppevoll. Auf dem Flur sind Tische kindgerecht dekoriert und mit selbst gebackenen Kuchenstücken und Keksen bestückt.

Rivalisierende Gangs, unglückliche Liebe

Und so viele haben sich für diesen Nachmittag ins Zeug gelegt. Die rumänischen Frauen und ihre Kinder, die Awo Frauen-Gruppe aus Bismarck oder etwa das Team des Frauen-Frühstücks international. Nicht zuletzt ist die VHS mit im Boot. Und das Lalok Libre ...

Eine jugendliche Theatergruppe kommt zum ersten Einsatz vor Publikum. Unter Regie des in Gelsenkirchen lebenden Theaterpädagogen Kemal Demir haben sie Szenen aus dem Bernstein-Musical „West Side Story“ einstudiert. Aufgeregt sind sie, die Jungen und Mädchen, die den bekannten Konfliktstoff spielen. Zwei rivalisierende, sich prügelnde Gangs und eine große Liebe, die wie in Shakespeare’s Romeo und Julia zum Scheitern verurteilt ist.

„Oh Tannenbaum“ in rumänischer Sprache

Dass selbst unterschiedliche Kulturen verbindende Elemente haben, stellt dann eine andere Gruppe auf der Bühne unter Beweis. „Oh Tannenbaum“ singen die rumänische Frauen in zwei Sprachen. In die deutsche Version fallen viele Stimmen aus der Zuhörerschaft mit ein. Rumänisch singen die Frauen fast allein.

Kontakte knüpfen, praktische Hilfe im Alltag leisten, gute Gespräche führen. Dieses Anliegen stand hinter dem ersten der vielen folgenden „Cafés Miteinander“, die sich nach dem Auftakt 2015 gründeten. Mehr und mehr übernahmen die dezentralen Anlaufstellen für Geflüchtete und EU-Zuwanderer im Quartier diese Aufgaben. An einen sichtbaren Erfolg der neu geknüpften Kontakte erinnert Gudrun Wischnewski: „Beeindruckend war der Einsatz bei GEputzt. Über 100 Leute haben dabei geholfen, den Stadtgarten zu säubern.“

Am Rande des turbulenten Treffens ist noch ein leiser Wunsch zu hören. Von Flüchtlingen, die auch gern einen Paten hätten.