Gelsenkirchen. . Große Bandbreite prägte das Weihnachtskonzert der NPW mit humoristischen Einlagen, virtuoser Genialität und dem Kinder-und Jugendchor RE.

Ganz in blaues Licht getaucht ist der Saal im Großen Haus am Sonntag. Die Premiere des 17. Weihnachtskonzerts der Neuen Philharmonie Westfalen unter der Leitung von Rasmus Baumann entführt zunächst in eine klare Winternacht. Festlich geschmückte Tannenbäume recken sich einem Sternenhimmel entgegen; die ersten Klänge gehören dem schreitenden Rhythmus der Streicher von Johann Pachelbels berühmten „Kanon D-Dur“ – alle Hektik des Alltags wegwischend und die Seele bereitend für das zweistündige Musikfest.

Querschnitt der musikalischen Arbeit eines Jahres

„Als Dank für ihr Vertrauen möchten wir einen Querschnitt der musikalischen Arbeit eines Jahres präsentieren“, erklärt Dr. Hans-Jochen Gigerl, Vorsitzender des Fördervereins der NPW, dem ausverkauften Haus. Grandiose Kulisse für die bunte Mischung des Abends, ganz in violett getaucht die Bühne zu den orientalisch angehauchten Weisen der „Farandole“ von Georges Bizet. Durch das Programm führt eloquent und humoristisch Roland Vesper. „Weniges brennt so gut wie ein Theater“, unter dem kritischen Auge der Feuerwehr entzündet der Moderator augenzwinkernd fünf Kerzen am Erzählertisch von Michael von Ahlen. Die Weihnachtsgeschichte vom „glühweintrinkenden Münchener Weihnachtsmarktexperten“ führt zu allgemeiner Heiterkeit im Saal.

Kai Schumacher am ferrariroten Steinway-Flügel

Musikalischer Höhepunkt des Konzertes sicherlich die „Rhapsody in blue“ von George Gershwin mit dem Solisten Kai Schumacher am ferrariroten (kein Scherz) Steinway-Flügel. „Eine Sonderanfertigung, die zur Weihnachtszeit um die Welt reist“, so Gigerl. Dieses optischen Bonbons hätte es gar nicht bedurft, Schumacher an den Tasten ist eine klangliche Offenbarung. Schon mit dem „Entertainer-Rag“ von Scott Joplin zeigt er sein profundes Gefühl für die amerikanische Musik des beginnenden 20. Jahrhunderts, bei Gerschwins Komposition ist er vollends in seinem Element. Spannungsgeladen interpretiert, perfekt dialogiert mit den Musikern der NPW, mal rauschhaft in den breiten Themen, dann minutiös stechend mit energischen Impulsen. Das Publikum verfolgt den Lauf der flinken Finger im gigantischen Format auf der Leinwand der Kulisse.

„The first Noel“ streicht wohlig warm ums Herz

„Wann wird es denn weihnachtlich?“ fragt der eine oder andere Gast in der Pause. Etwas Geduld braucht es noch, zunächst gibt es Auszüge aus der Oper „Carmen“, dann Lieder aus den Operetten „Zigeunerbaron“, „Frau Luna“ und der „Lustigen Witwe“. Es ist der städtische Kinder-und Jugendchor Recklinghausen, der die Klänge des kommenden Festes der Geburt Chisti anstimmt. „The first Noel“ zusammen mit der Sopranistin Judith Jakob streicht wohlig warm ums Herz.

Die Mädchen und Jungs sind ganz souverän auf der großen Bühne, begeistern mit Tanz-und Spieleinlagen der „Weihnachtsbäckerei“, auch Generalmusik-Direktor Baumann riskiert schmunzelnd so manchen Schritt nach rechts und links auf seinem „Eisblock“-Podest.

Bei „Feliz Navidad“ und „Stille Nacht“ klatschen und singen alle im Saal – jetzt ist Weihnacht.