Gelsenkirchen. . Weihnachtszeit bedeutet für Paketboten Hochsaison. Die WAZ begleitet Marco Schena auf seiner Tour. Was er täglich so erlebt, lesen Sie hier.
- In der Weihnachtszeit haben Paketboten besonders viel zu tun
- Die Post-Tochter DHL hat daher Personal und Fahrzeuge aufgestockt
- Die WAZ begleitete einen Boten auf seiner Tour, der 190 Sendungen verteilen muss
Langsam wird der riesige Stapel kleiner. Vor dem gelben Postwagen liegen unzählige Pakete. Große, kleine, klassisch braune aber auch viele weihnachtlich verpackte. Marco Schena hat alle Hände voll zu tun. Er verstaut sie in seinem Wagen. „Jede Ecke wird ausgenutzt“, sagt er. Tatsächlich füllen sich die Regale im Innenraum des Wagens nach und nach. Auf den DHL-Paketboten wartet eine lange Schicht. Um die 190 Sendungen hat er am Donnerstag abzuliefern. Nachdem alles im Wagen verstaut ist, kann es losgehen.
68 Paketzusteller machen sich derzeit morgens von der Zustellerbasis der DHL an der Husemannstraße aus auf den Weg durch die Stadt. Zur Weihnachtszeit herrscht hier Hochbetrieb (siehe Text unten). Für Marco Schena und seine Kollegen beginnt der Tag um 8 Uhr. Erst wenn alle Pakete ausgeliefert sind, ist Feierabend. Die WAZ begleitete ihn ein Stück auf seiner Tour.
Im Eilschritt jagt der 55-Jährige durch die Straßen. Seit 15 Jahren arbeitet er inzwischen als Paketbote. „Eigentlich war das nur als Notlösung gedacht. Aber dann bin ich dabei geblieben“, sagt Schena, der vorher in der Gastronomie selbstständig war. Besonders stolz ist er darauf, Zusteller in einem Stammgebiet zu sein.
„Es dauert ein paar Jahre, Stammzusteller zu werden“, sagt Schena, der für Schaffrath und Beckhausen an der Grenze zu Gladbeck zuständig ist. Der Vorteil: „Ich kenne die Menschen hier und weiß wo ich eine Sendung auch mal loswerden kann, wenn niemand zu Hause ist.“
Die Schicht ist nur im enormen Tempo zu schaffen
„Das Päckchen ist für Melanie“, sagt er auch schon gleich an der nächsten Haustür, an der er einem Kunden ein Paket in die Hand drückt. Melanie ist die Tochter, wohnt eigentlich ein paar Straßen weiter. „Ich weiß aber, dass sie jetzt arbeiten ist und daher habe ich das Paket heute Morgen gleich so einsortiert, dass ich es bei den Eltern abgeben kann“, erklärt Schena. Ordnung ist eben alles. „Morgens richtig zu beladen, ist wichtig. Sonst sieht es schlecht aus.“
Sofort geht es wieder rein in den gelben Postwagen. Rund 140 Mal am Tag klettert er hier rein und wieder raus, schätzt Schena. Zehn Meter weiter hält er schon wieder an, greift sich gleich drei Pakete und marschiert zu den nächsten Haustüren. „Anders als in diesem Tempo ist die Schicht gar nicht zu schaffen.“ Ab 13 Uhr lässt seine Kraft dann doch langsam nach. „Ins Fitnessstudio brauche ich nicht zu gehen“, sagt Schena.
Für Hobbys bleibt am Abend keine Kraft mehr
Nach seinen anstrengenden Diensten macht er es sich am liebsten zuhause bequem, skypt mit seinen beiden Söhnen, die bei Wien leben. „Für Hobbys habe ich keine Kraft.“ Trotz der Anstrengung: Schena möchte seinen Beruf nicht tauschen. „Ich habe gerne mit Menschen zu tun“, sagt er.
Dass das nicht immer einfach ist, weiß der 55-Jährige. „Es gibt in jedem Bezirk Pappenheimer. Der Vater nimmt da schon mal für den eigenen Sohn nichts an.“ Auch Schläge wurden Schena schon angedroht, als er bei einem Nachbarn schellte, um dort ein Paket abzugeben. Ansonsten habe er keine schlechten Erfahrungen gemacht, sagt er, während er sich wieder ins Auto schwingt.
Die meisten Kunden begegnen ihm freundlich
„Wie man in den Wald ruft, so schallt es hinaus“, ist sich Schena sicher. Tatsächlich begegnen ihm die meisten Kunden freundlich. „Ich habe echt Respekt vor seinem aufopferndem Beruf“, meint Ulrich Sera, bei dem Schena gerade ein Paket abliefert. „Gegenseitiges Vertrauen ist immer was wert.“ Aber das hört der Bote gar nicht mehr, der schon auf dem Weg zum nächsten Haus ist.
„Eine besinnliche Adventszeit gibt es bei mir nicht“, sagt Schena. Wenn er da von einer Schicht nach Hause kommt, ist er platt. Ab November haben die Paketboten Urlaubssperre. Denn: Weihnachtszeit ist für Marco Schena und seine Kollegen Hochsaison.
>>Mehr Infos: „Es ist alles auf der Straße was geht“
Adventszeit bedeutet für die Post Hochbetrieb. An der DHL-Zustellbasis an der Husemannstraße herrscht derzeit sogenannter Starkverkehr. Und zwar in seiner höchsten Stufe. Neben dem üblichen Tagesgeschäft verschicken schließlich viele Menschen Weihnachtspost und Weihnachtsgeschenke.
30 zusätzliche Mitarbeiter sind hier für die Weihnachtszeit eingestellt worden. Auch weitere Fahrzeuge wurden angemietet. „Es ist jetzt alles auf den Straßen was geht“, sagt Bernd Venhoff, Leiter der Zustellbasis. 68 Regeltouren stehen hier täglich auf dem Plan, um durchschnittlich derzeit 10 000 Sendungen zu verteilen. „Diese Zahl wird in den nächsten Tagen noch einmal zunehmen“, so Venhoff.
Neben extremer körperlicher Belastung würden viele Boten diese Zeit jedoch auch mögen: „Sie wachsen über sich hinaus und das macht viele stolz.“ Das Unternehmen generiert aus den zusätzlich eingestellten Kräften Personal. „Durch das zunehmende Online-Geschäft wächst unsere Branche“, sagt DHL-Sprecher Dieter Pietruck. Daher werde ständig neues Personal benötigt. „Viele feste Mitarbeiter haben im Weihnachtsgeschäft angefangen und sind geblieben“, so Venhoff.
Noch ist für die Boten durchhalten angesagt: Bis Ende Januar ist der Starkverkehr angesetzt, wenn auch auf geringerer Stufe. „Im Januar werden Gutscheine eingelöst, Umtausche getätigt oder geschenktes Bargeld ausgegeben“, weiß Venhoff.
Pakete, die zu Heilig Abend ankommen sollen, müssen bis zum 22. Dezember verschickt werden.