Giacomo Puccinis "La Boheme" wird am Musiktheater von Michael Schulz inszeniert. Premiere am 10. November im Großen Haus

"La Boheme" - eine Oper, die jeder Musikfreund kennt, zu kennen glaubt. Ja, das sei in der Tat ein Stück, das man nicht "grundsätzlich" ganz anders inszenieren könne - das sagt Michael Schulz, designierter Nachfolger von Peter Theiler als MiR-Generalintendant ab Sommer 2008. Nach der "Fledermaus" gibt er zum zweitenmal an seinem künftigen Haus die künstlerische Visitenkarte ab. Premiere hat das populäre Puccini-Opus am 10. Novemner, 19.30 Uhr, im Großen Haus.

"Szenen nach Murgers ,La Vie de Boheme'" lautet der Untertitel: Für Schulz ist der Schauplatz für die Bohemiens in einer "WG auf Zeit" das 19. Jahrhundert. "Man muss diese Vergangenheit akzeptieren, weil sonst das Stück und die Figuren nicht funktionieren." Aber die Charaktere mit ihren Gefühlen seien genau so gut in der Gegenwart anzusiedeln. Männer, die leiden, Frauen, die lieben, eine Gruppe, die ihre Armut in gewisser Weise "genieße". Aber eigentlich sei jeder Teelöffel von Maestro Giacomo Puccini komponiert: Jede Geste, jeder Blick, jeder Gang, jedes Wort habe seine musikentsprechende Bedeutung. Das sei spannend und zugleich einschränkend - "aber nicht im Sinn von Ideenfesseln".

Für ihn sei wichtig, so Schulz, dass die jungen Stimmen an diesem Haus so gereift seien, dass "La Boheme" für alle zum richtigen Zeitpunkt auf dem Spielplan stehe. Das gelte für Hrachuhi Bassenz als Mimi ebenso wie für Leah Gordon als Musette, für Nicolai Karnolsky als Colline wie für Christian Helmer als Schaunard. Der einzige Sänger, der seine Partie schon an verschiedenen Musiktheatern gestaltet habe, sei der italienische Tenor Fulvio Oberto - ein Rodolfo mit großer Lebendigkeit.

Schulz erzählt das Stück, "so wie es ist" - es spreche eine Verismo-Ästhetik an, die man nicht zerstören dürfte. "Ich finde die Wahrhaftigkeit von Puccini und damit auch die Abläufe des Werkes authentisch. Das kann man nicht verbiegen." Konflikte, Gefühle, Tod - das seien allerdings Themen, die uns im 21. Jahrhundert ebenso beschäftigen. Die Bühne sei Brassai-Fotografien aus der Zeit nachempfunden (Kathrin Susann Brose, Kostüme Klaus Bruns). Elitäres Bewusstsein stoße auf ein bürgerliches Umfeld - das sei der Ausgangspunkt. Mimi inszeniere sich dabei wie im Theater...

Neben den bereits genannten Ensemblemitgliedern sind dabei: Melih Trepetmez (Marcello), Sergey Fomenko, Jezy Kwika und Georg Hansen. Am Pult: erstmals am MiR - Heiko Mathias Förster, der neue "General" der Neuen Philharmonie Westfalen. Er schätze Puccinis Musik wegen der Glaubenswürdigkeit sehr. HJL