Hauptschulen, die den Ganztagsbetrieb eingeführt haben, brauchen neue Angebote und zusätzliches Personal. Ein Weg ist der Einsatz von Schülern, die zu Sporthelfern ausgebildet werden. Das Beispiel Schwalbenstraße
Wer Ganztagsunterricht anbietet, vor allem einen verpflichtenden, der braucht zusätzliches Personal: für die Angebote am Nachmittag, natürlich, für die Pausen dazwischen aber ebenso, denn auch dort ist eine Aufsicht Pflicht - mindestens. Ein Weg, um das Angebot attraktiver zu gestalten, ohne die Personaldecke zu strapazieren, ist der Einsatz von Sporthelfern. Eigens geschulte Jugendliche sind das, die Kurse für ihre Mitschüler anbieten. An der Hauptschule Schwalbenstraße in Beckhausen nehmen die Sporthelfer nun ihre Arbeit auf. Schulleiter Peter Nienhaus glaubt schon jetzt: "Das ist ein Gewinn für alle."
Premiere feiert das siebenköpfige Team derzeit im Bewegungsraum im ersten Stock. In einem leer geräumten Klassenzimmer liegen Spiele aus, die sich die Mitschüler in der Mittagspause schnappen können. Becher etwa, um sich im Sport-Stacking zu messen, oder Diabolos, um sie auf Seilen hüpfen zu lassen. Für die neuen Sporthelfer ist im Bewegungsraum erst mal aufpassen angesagt - "damit die Schüler mit den Jongliertellern kein Frisbee spielen", sagt Schulleiter Nienhaus schmunzelnd.
Nach und nach sollen die Schüler, immer in Zweiergruppen, auch Arbeitsgemeinschaften übernehmen, geplant sind etwa eine Spiele-, eine Fußball- und eine Badminton AG. Die neuen Sporthelfer fühlen sich fit für den Job - kein Wunder, wurden sie doch über Wochen geschult, insgesamt 40 Stunden lang.
Steffen Dörpinghaus ist sich sicher, dass seine Mitschüler mitziehen, ja mehr noch: auch vor den Gleichaltrigen den nötigen Respekt zeigen. "Wir haben viel gelernt und entsprechend viel Erfahrung", begründet er. Nicht nur Aufwärmübungen musste er einstudieren, einen Erste-Hilfe-Kurs absolvieren und Aufsichtspflichten kennen lernen, sondern auch Spiele erfinden und Selbstsicherheit fürs Reden vor der Gruppe trainieren.
Gerade auch Letzteres sei wichtig, sagt der Neuntklässler, denn vorne die Kommandos geben, das sei schon etwas anderes, als sich im Unterricht zu melden.
Mit den Sporthelfern will die Hauptschule mehrere Fliegen in einer Klappe schlagen. Das Angebot vergrößere sich, und wichtig: Es müsse nicht immer der Erwachsene sein, der den Takt vorgibt, sagt Schulleiter Nienhaus. Die Atmosphäre in Klassenzimmer oder Turnhalle sei eine andere, wenn die Schüler mal unter sich seien. Dass die Sporthelfer preiswert sind, gibt er gerne zu, aber eben nicht umsonst. "Da soll auch ein Obulus bei rumspringen", stellt er klar.
Bernd Schwanitz, der Sportlehrer, hat die Schüler ausgebildet und lobt ihren Einsatz. Durch ihre Aufgabe, betont der 31-Jährige, bewiesen sie soziales Engagement, was übrigens auch im Zeugnis vermerkt werde. Das alles stärke auch das Selbstwertgefühl der Jugendlichen. Nicht zuletzt sei der Sporthelfer schon die Grundlage für denjenigen, der später den Übungsleiterschein machen wolle.
Übrigens: Dass die Sieben ein bunter Haufen sind, Jungen wie Mädchen mitmachen und Schüler mit wie ohne Migrationshintergrund, das sei ein Zufall, betont Nienhaus. Dass die AG-Besucher auf sie hören werden, auch auf die beiden Schülerinnen, dagegen aber nicht. Zu Letzteren sagt er: "Die sind sehr durchsetzungsstark." Und schmunzelt wieder.