Lehrer-Gewerkschaft will Thema nicht ruhen lassen. Schüler und Lehrer, heißt es in einem Papier, werden unter Druck gesetzt.Bildungsdezernent Manfred Beck sieht hingegen keinen Handlungsbedarf. RAA beschäftigte Sprachförderkraft mit Funktion bei Milli Gör
Nach wie vor gibt es an den Schulen gesteuerten Islamismus, sagt Karl-Heinz Mrosek, Sprecher der Lehrer-Gewerkschaft GEW. Mehr noch: "Er weitet sich aus", warnt der Lehrer, der dringenden Handlungsbedarf sieht. Beispiele nennen wollte er freilich nicht. Darum aber bittet die Verwaltung. Denn Bildungsdezernent Manfred Beck sieht keine Anhaltspunkte für gesteuerten Islamismus an den Schulen. "Die Mittel, die wir haben, um dem entgegenzuwirken, sind ausreichend", meint er.
Zum Hintergrund: Das Thema war vor über einem Jahr hochgekocht, nachdem die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) vor einem anwachsenden Islamismus an den örtlichen Schulen im Allgemeinen und an der Gesamtschule Ückendorf im Besonderen gewarnt hatte. Nach wochenlanger Debatte kam die Politik zum Ergebnis: Islamismus gebe es nicht, Vorfälle seien "Einzelfälle" - so fasste es damals Markus Karl, der Vorsitzende des Bildungsausschusses, zusammen.
Die GEW sieht das nach wie vor anders. Der Gewerkschaftstag in Bochum beauftragte nun in Bochum den Landesverband, das Thema "Islamismus an Schulen" aufzuarbeiten - auf Antrag der Gelsenkirchener GEW. Lehrer, so die Begründung der GEW vor Ort, beobachteten "sehr häufig", dass muslimische Schüler mit islamistischen Positionen die Schule "belasten" und teilweise Schüler und Lehrer "unter Druck setzen". Konsequenz: "Schulen reagieren häufig hilflos."
Das will Dezernent Beck so nicht stehen lassen, und auch Bildungsausschuss-Vorsitzender Karl kann das nicht bestätigen. In Ückendorf sei es ruhig, sagen beide, was auch Schulleiterin Felizitas Reinert betont. Im Gegenteil: Alle loben das jüngste Projekt der Schule, die Erinnerungstafeln für jüdische Mitbürger. "Das ist politische Bildung, wie ich sie mir wünsche", so Reinert.
Gleichwohl: Bildungspolitiker Karl (CDU) glaubt, dass nicht alle Vorkommnisse auch weitergegeben werden. Sein Appell: Schulleiter sollten das Schulamt informieren, wenn muslimische Kinder nicht am Sport- oder Schwimmunterricht teilnehmen: "Das kann ich nicht akzeptieren."
Nach WAZ-Informationen hat die Stadt kürzlich reagieren müssen. An der Grundschule Hohenfriedberger Straße in Ückendorf arbeitete vier Jahre lang eine muslimische Sprachförderkraft, die Vorschulkinder mit Migrationshintergrund betreute. Allerdings: Die Frau, in Gelsenkirchen aufgewachsen, bekleidete bei Milli Görüs eine Funktion; der islamischen Gemeinschaft, vom Verfassungsschutz beobachtet, wird u. a. vorgeworfen, für das Tragen eines Kopftuches ebenso einzutreten wie für eine Überlegenheitsideologie, die die Welt in muslimisch und nichtmuslimisch einteilt. Das Nichtmuslimische, so die Kritiker, wolle Milli Görüs bekämpfen.
Gabriele Ihde, Leiterin der RAA, die an den Grundschulen gut ein Dutzend Lehramtsstudenten als Sprachförderkräfte anstellt, bestätigt den Sachverhalt. Die RAA habe sich von der Muslimin getrennt, als sie von ihrer Funktion in der islamischen Gemeinschaft erfuhr. Indes: Vorzuwerfen habe sich die RAA nichts, betont Ihde: "Man kann nicht unter das Kopftuch gucken", sagt sie. Und: "Die Frau hat gute Arbeit geleistet."