Nur wenige türkische Migranten, die dauerhaft in Gelsenkirchen leben, sprechen kein Deutsch, sagt das Zentrum für Türkeistudien
Was die Behörden durch ihre vorsichtige Öffnung gegenüber nicht-deutschsprachigen Gruppen in den 1990er-Jahren begonnen haben, hat die Privatwirtschaft nachgeholt - Für das Zentrum für Türkeistudien (ZfT) in Essen ist das Phänomen einer mehrsprachigen Innenstadt in Gelsenkirchen nicht überraschend, sagt Dirk Halm, wissenschaftlicher Mitarbeiter des ZfT.
Die zweisprachige Ausschilderung der Geschäfte sei als Ethno-Marketing zu interpretieren. Ein Versuch, durch gezielte Ansprache auch die Bevölkerungsgruppe zu erschließen, die wenig oder kein Deutsch spricht. Ein kleiner Anteil, wie Halm betont. "Die Gruppe der türkischsprachigen Menschen, die hier kein Deutsch spricht, ist überschaubar." Häufig handele es sich um Menschen, die erst vor kurzem durch Familiennachzug oder Heirat gekommen seien.
In der Sozialpädagogik werde das Ethno-Marketing kritisch gesehen, weil kulturelle Unterschiede verfestigt würden, sagt Halm. Menschen mit Migrationsgeschichte, die Deutsch und Türkisch perfekt beherrschten, könnten sich keine große Hoffnung auf verbesserte Jobchancen machen: "Es herrscht kein Mangel an deutsch-türkischer Zweisprachigkeit. Auch in der Türkei nicht, wo 2,5 Millionen Rückkehrer aus der BRD leben." cd