Im Stadtgebiet erinnern neun Tafeln an die Schrecken der Naziherrschaft und das Schicksal der jüdischen Bevölkerung. Klasse der GS Ückendorf beschreibt Geschichte der Juden an der Bochumer Straße

Am Ende seiner Rede wandte sich der Oberbürgermeister mit einer Bitte an die Schülerinnen und Schüler. "Pflegt die Tafel und passt auf, dass sie nicht beschmiert wird", riet Frank Baranowski den 15- und 16-Jährigen aus der Jahrgangsstufe 9 der Gesamtschule Ückendorf. Er sagte es den Schülern an einem historischen Tag: am 8. Mai 2007, dem 62. Jahrestag der Befreiung vom Naziregime - am Kriegsende in Deutschland.

Ausdrücklich dankte der OB den jungen Leuten für ihr "Engagement gegen das Vergessen und für das Erinnern" - ein Dank, dem sich Dr. Jürgen Priamus vom Institut für Stadtgeschichte (ISG) bei der Einweihung der ersten Tafel des Projekts "Erinnerungsorte" anschloss. Baranowski zeigte sich beeindruckt, dass auch die Schüler mit Migrationshintergrund in der Klasse bei dem Projekt mitgemacht haben. Sie hätten sich auch fragen können, was sie mit der deutschen Geschichte zu tun haben, hielt der OB den jungen Leuten zugute.

So wie vor der Schule an der Bochumer Straße erinnern im Stadtgebiet weitere acht Tafeln an die Verbrechen im Nationalsozialismus und das Schicksal der jüdischen Bevölkerung. Sie sollen in gleicher Weise auch auf die Entwicklung zu einer demokratischen Gesellschaft hinweisen.

Birgit Klein vom ISG war es, die die Ückendorfer Schülerinnen und Schüler und ihre Lehrerin Anne Rosen vor einiger Zeit mit der Idee der Gedenktafeln vertraut gemacht hatte. In vielen Gesprächen entschied sich der Klassenverband, Geschichte und Schicksale der jüdischen Geschäfte und ihrer Inhaber an der Bochumer Straße aufzuarbeiten. Etwa ein Jahr lang haben die Mädchen und Jungen an ihrem Projekt gearbeitet.

Als sehr hilfreich für die Arbeit stellte sich ein Besuch der Klasse in der Dokumentationsstätte "Gelsenkirchen im Nationalsozialismus" an der Cranger Straße heraus. Dort fanden sie unter anderem eine Liste mit den Namen von deportierten Juden, die an der Bochumer Straße wohnten. Dort, an der zentralen Einkaufsstraße, waren zahlreiche jüdische Geschäfte angesiedelt. Die Schicksale von drei Inhaberfamilien zeigen exemplarisch die Verfolgung und Ermordung der Gelsenkirchener Juden.