Ein Porträt der italienischen Komponistin Lucia Ronchetti aus Salerno, die zur Zeit am Musiktheater im Revier zusammen mit Regisseur Michael von zur Mühlen eine Uraufführung erarbeitet
Lucia Ronchetti, Komponistin des Musiktheater-Projekts "Der Sonne entgegen", Tochter von zwei Kindern, die mit ihr reisen, freut sich auf die Realisierung ihrer zweiten Kammeroper. Ihre erste - "Last Desire" - wurde 2005 beim Forum Neues Musiktheater in Stuttgart uraufgeführt. Das Werk erhielt überregionales Lob. Nun also Gelsenkirchen, was ihr zunächst wenig sagte. Lucia Ronchetti, die im italienischen Salerno lebt, gewann die erste Ausschreibung des NRW-Fonds' "Experimentelles Musiktheater". Das MiR übernimmt, wie berichtet, die Uraufführung.
Migranten, Frauen aus Darfour, Kindersoldaten aus dem Kongo, Flüchtlinge, Vertriebene, Heimatlose, Zwangsprostituierte - Bilder von Menschen aus dem international gespeisten Reich der Gegenwelt. Kein Reichtum, kein Überfluss, keine Trivialsorgen, kein "Wer hat den Hals noch nicht voll?" - nein, hier geht es - betont auch durch den Text von Steffi Hensel, 28 - um die nackte Existenz. Um Frauen, Kinder, Arme, Krisen-Verlierer, die verzweifelt ankämpfen gegen die Ungerechtigkeit. Dies alles packt die Italienerin in ihr Stück, Lucia Ronchetti, 1963 in Rom geboren, studierte in ihrer Heimatstadt und in Paris, war Schülerin von Salvatore Sciarrino. Der WDR, die Wittener Tage für neue Kammermusik, verschiedene Ensembles und Solisten ließen sich von ihr Werke schreiben. Etliche hochrangige Preise zieren ihren bisherigen Berufsweg, so der Boulanger-Preis Paris 1993, der Mitripoulos-Preis Athen 1997. Sie war "composer in residence" in Stuttgart, Berlin und New York.
Sie sei besonders interessiert in ihrem Schaffen an dem "Theater im Kopf", sagt sie. Auf Gefühle, auf Bilder, auf Nachrichten würden wir alle doch reagieren. Sie möchte mit ihrer Musik, meist elektronisch zusätzlich gespeist, etwas bewegen. "Der Sonne entgegen" sei ein Stück, mit dem sie gegen Denkbarrieren und gegen Abwehrhaltungen vorgehen möchte. Ab 12. Mai im MiR! HJL