Das World Trade Center (WTC) Ruhrgebiet wird 20 Jahre alt. An Bedeutung hat die städtische Tochter im Laufe der Jahre kräftig eingebüßt. Heute sieht sie sich als Mittelpunkt eines regionalen Unternehmernetzes
World Trade Center - der Name hat Klang. In 85 Ländern gibt es 300 Gebäude mit diesem Logo, und Firmen schmücken sich gern mit ihm im Briefkopf. In Gelsenkirchen, Stammsitz des World Trade Center (WTC) Ruhrgebiet, wurden die Pläne für einen schmucken WTC-Großkomplex für viele Dutzend Unternehmen in den 90er Jahren beerdigt. Seither arbeitet das WTC Ruhrgebiet fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit, ist ein Ein-Mann-Betrieb unter dem Dach der städtischen Tochter Gelsen-Log mit Büro auf dem Großmarkt-Gelände.
Missen will Gelsen-Log-Geschäftsführer Günther Friedrich den Unternehmensbereich im 20. Jahr seines Bestehens aber nicht: "Wir sind ein wichtiger Kontaktvermittler und stark im Regionalen." Und doch gibt er zu: "Unsere Aufgaben haben sich völlig verändert."
1987, bei der Gründung der damaligen Gesellschaft, wollte das WTC Ruhrgebiet Makler sein - der Makler für neue Geschäftsbeziehungen, vor allem für mittelständische Unternehmen bei der internationalen Partnersuche. Konkret: Suchte eine Firma Kontakte in China und meldete sich beim WTC Ruhrgebiet, lieferten die Mitarbeiter über die WTC-Kollegen in Südostasien schnell die richtigen Ansprechpartner. "Dabei waren wir einmalig", sagt sich Friedrich. Seit Einführung des Internets freilich bräuchten die Unternehmer diesen Mittler kaum noch: "Einmal googlen, und ein Ansprechpartner ist gefunden."
Heute sind es meist die Unternehmen in der Region, für die das WTC Ruhrgebiet - in Ergänzung zu den Angeboten von IHK und Wirtschaftsförderung - den Mittler spielt. Der Vorteil: "Wir kennen uns hier bestens aus", sagt Friedrich. 753 Mitglieder hat das WTC-Ruhrgebiet zurzeit, das sich "als Mittelpunkt eines Unternehmernetzes" sieht.
Für dieses richtet Friedrich Veranstaltungen aus, etwa Golf-Turniere, bei denen die Unternehmer Kontakte knüpfen und vertiefen sollen. Durch ihre Mitgliedsgebühren, unter anderem, finanziert sich das WTC, das die Geschäftsjahre stets mit "plus minus Null" abschließe. Und manchmal, schmunzelt der Geschäftsführer, kann er auch ein Unternehmen ins eigene Haus holen, etwa den Stadthafen.
An eine Rückgabe der WTC-Lizenz - sie kostete 50 000 Mark, jährlich werden 5000 Euro fällig - denkt der Gelsen-Log-Chef deshalb nicht. Abgegeben wurden dagegen die Lizenzen für Vilnius und Odessa (lohnten sich nicht) sowie Leipzig (Verkauf mit Gewinn); allein das WTC Rostock wird noch unter Gelsenkirchener Dach betrieben.
Und was ist mit den Unternehmen, die sich in einem schmucken Gebäude des WTC Ruhrgebiet niederlassen? Daraus wird nichts mehr, zeigt sich Friedrich sicher. Fast wäre es soweit gewesen: Auf der 80 Hektar großen Brache Graf Bismarck sollte in den 90er Jahre ein WTC-Park am Kanal entstehen, mit futuristischem Hochhaus, Marina, Hotels. Dann kam die Wende, "und das Geld floss in den Osten", sagt der WTC-Chef lakonisch.