Für die Brüder Baz stand das Huhn schon früh im Mittelpunkt. Während des Studiums kamen sie auf eine Geschäftsidee, die sie erfolgreich umsetzten. Ihr Rezept: Systemgastronomie mit neuem Touch

Fast Food? Diese Bezeichnung für ihre Restaurants mögen die Brüder Baz nicht so wirklich. Klar, ihre Lokale erinnern schon ein wenig an die von Mc Donald's, denn auch bei ihnen kriegt der Kunde an der Theke sein Tablett in die Hand gedrückt. Doch das Essen, sagen die beiden, das sei ein anderes. Und zwar deshalb: Bei Mr. Chicken kommt das Fleisch für Burger und Döner vom Huhn, und verarbeitet wie zubereitet wird es im eigenen Zerlegebetrieb. Ergo: "Hähnchen, dazu noch Pommes und Salat", sagt Erhan Baz selbstbewusst, "das gibt's nirgendwo besser." Drum hat Ercihan, der ältere der beiden Brüder, statt Fast Food auch einen anderen Begriff parat: "Wir machen Great Food", meint er unbescheiden.

Das Huhn steht bei den Baz' im Mittelpunkt. Schon lange: Bereits Ende der 80er Jahre, als die Familie in Dortmund einen kleinen, türkischen Lebensmittelmarkt führte, lag der Schwerpunkt beim Geflügel. Frisch zubereitet wurde es für die Kunden, berichtet er, und das kam an. Ercihan Baz, heute 46, spezialisierte sich ein paar Jahre später ganz auf das Geflügel, baute 1994 an der Uferstraße die Itimat auf, einen Großhandel. Erfolgreich: 120 000 Hühner verkauft das Unternehmen heute wöchentlich, und im Zerlegebetrieb an der Dessauerstraße in Ückendorf, im Schatten des Großmarkts, an den die Itimat später umzog, zerlegen die Mitarbeiter im Akkord 4500 Hühner am Tag.

Ein guter Teil davon bleibt in der Familie und wird zu Produkten für Mr. Chicken verarbeitet. Ruckzuck geht's da zu in der Metzgerei, wenn die weißbekittelten Mitarbeiter im Sekundentakt die Schenkel entbeinen. Die Knochen wandern in die eine, das Fleisch in eine andere Kiste. Einen Raum weiter wird das Fleisch zu Döner: Stück für Stück werden hunderte Fleischlappen übereinandergespießt, drüber kommt eine eigene Sauce aus Salz, Pfeffer, Paprika und Curry (Rezept wird nicht verraten).

Zu guter Letzt werden die 30-, 60- oder 90 Kilogramm schweren Fleisch-"Pakete" schockgefrostet. Mehrere tausend sind es im Jahr. Geliefert werden sie gemeinsam mit den anderen (ebenfalls eigenen) Produkten wie Hähnchen für den Flammengrill, Burgern oder Chicken-Nuggets an mittlerweile neun Filialen in NRW, eine davon, im Jahr 2000 eröffnet, liegt unweit des Stammhauses an der Bahnhofstraße.

Dabei soll es nicht bleiben: "Wir wollen bundesweit expandieren", stellt Geschäftsführer Erhan Baz, 37, klar. Die zehnte Dependance ist schon in Planung. Und nicht nur die, sagt der Mann.

Mr. Chicken bauten die Brüder Mitte der 90er Jahre zusammen auf - mit dem ersten Restaurant an der Bochumer Uni. Dort studierte das Duo Elektrotechnik, und woran es beiden fehlte: an einem Imbiss. Aber nicht an die klassische Dönerbude "mit dem Namen einer türkischen Stadt" und einem Angebot "vom Döner bis zur Grillplatte" dachten sie, sondern an ein Restaurant, das eigene, frische Produkte anbietet, auf Basis von Hühnerfleisch und in dem die Bedienung fix ist. So wurde Mr. Chicken geboren, und das Geschäft, es kam gut in Gang, resümiert Erhan Baz.

Und er sagt auch: "Wir haben der System-Gastronomie einen neuen Touch gegeben". Dazu gehörten in den Restaurants, die von Hagen über Bochum bis nach Leverkusen nun im so genannten Franchise-System betrieben werden, auch "Kleinigkeiten" wie Espresso oder Cafe? Latte, die in Porzellantassen serviert werden, oder Salate, die in den Küchen geschnitten werden.

"Die Kunden sind nicht dumm", begründet Ercihan Baz diesen Service, "sie erkennen die Qualität." Darauf setzen die Chicken-Männer. Frei nach dem Motto: Wem es schmeckt, der kommt auch wieder.Betriebsrundgang Mr. Chicken