Robert Enke hat sich selbst getötet. Die Angehörigen müssen mit der Situation leben. Angehörige wie Heiko (13) und Tim (15, beide Namen geändert). Die Väter der beiden Jungen begingen Selbstmord.
Die Väter von Heiko (13) und Tim (14)* haben sich selbst getötet. In der Jugendgruppe der Trauerbegleiterin Mechthild Schroeter-Rupieper sprach Tina Bucek mit den beiden über Robert Enke, die Traurigkeit über den Verlust und über die Fragen, die nicht aufhören.
Was war euer erster Gedanke, als ihr von dem Suizid von Robert Enke gehört habt?
Heiko: Ich habe gedacht, warum hat er das gemacht? Er hatte doch alles! Er war ein erfolgreicher Fußballer, hatte viel Geld, eine Frau und ein Kind. Er hätte seine Depressionen doch behandeln lassen können, wenn man so viel Geld hat, dann geht das doch.
Tim: Ja, wieso, das habe ich mich auch gefragt. Wieso macht so ein Mensch sowas? Was steckt denn dahinter?
Heiko: Man kann ihm ja nur vor den Kopf schauen, man kann ja nicht hineinschauen. Vielleicht sieht es drinnen ganz anders aus als draußen . . .
Tim: Der Enke hat einfach eine Maske aufgesetzt, und die anderen haben das nicht gemerkt. Bei meinem Stiefvater war das auch so.
Merkt man das einem Menschen an, dass er so etwas vorhat? Habt ihr es bei euren Vätern gemerkt?
Heiko: Nein, ich habe das nicht gemerkt. Aber er hat ja auch nichts gesagt, er hat uns das ja nicht gezeigt. Vielleicht hat er uns auch absichtlich nichts gesagt, weil er nicht wollte, dass wir ihn davon abhalten. Vielleicht wollte er nicht, dass wir traurig sind.
Tim: Mein Stiefvater war eigentlich ein fröhlicher Mensch. Manchmal war er traurig, aber wir haben uns gut verstanden. Ich glaube auch nicht, dass man das einem Menschen anmerkt. Man kann es vielleicht merken, aber wenn der Mensch das nicht will, dann merkt man es auch nicht.
Und wenn ihr jetzt an die Sache zurückdenkt: Was sind das für Gedanken?
Heiko: Man fragt sich eben immer, warum? Warum hat er das gemacht? Hatte er mich nicht lieb? Hatte er Mama nicht lieb? Papa hat mal zu mir gesagt, „wenn du 18 bist, dann gehen wir zu Tigges und trinken ein Bier zusammen”. Aber das geht ja jetzt nicht mehr.
Tim: Ich habe mir die Frage auch so oft gestellt, und ich habe eine Antwort darauf gefunden. Ich glaube, ich habe sie gefunden. . .
Was macht ihr, wenn die Traurigkeit kommt?
Tim: Mein Stiefvater hat mir einen kleinen Gesundheitsbär geschenkt. Am Anfang habe ich den sogar noch mit in die Schule genommen, und als Klassenkameraden was Blödes gesagt haben, da habe ich ihnen mal gesagt, was los ist. Manchmal hilft mir meine Familie, oder mein Computer. Ich habe da einen Abrisssimulator drauf, damit kann man alles Mögliche kaputtmachen.
Heiko: Mir hilft manchmal mein Bett. Da lege ich mich rein und bin einfach traurig. Aber darüber reden hilft mir auch. Dass man sagen kann, dass man traurig ist. Und dass man dann zusammen überlegt, was man verändern kann.
Gibt es etwas, worauf ihr euch freut, was ihr gerne tun würdet?
Heiko: Ich würde gerne mit Tim nach Mexiko reisen. Wir zwei zusammen, yippie, das wäre stark. Super wäre das.
Tim: Ich freue mich auf meinen PC, der läuft nämlich wieder. Und wenn ab sofort Ferien wären - das wäre spitze!
(* Namen geändert)