Die Gesellschaft "Preziosa" beweist mit einem ironisch gefärbten Film, dass man eine Jubiläumsfeier zum 125-jährigen Bestehen zur amüsanten Selbstinszenierung nutzen kann Wie feiert man sich, wenn es einen schönen Anlass gibt? ...
... Eine Antwort auf diese Frage lieferte die Theaterdame "Preziosa" in der gut besuchten Aula der Gesamtschule Ückendorf. Aber wäre der Rahmen im Kleinen Haus des Musiktheaters nicht angemessener gewesen, schließlich handelt es sich bei dieser Gesellschaft um eine der ältesten Amateurbühnen in NRW? Sollte die Stadt nicht bei Galas dieser Art sich großzügiger und dankbarer erweisen? Jörg Morsbach, seit 1992 Vorsitzender der ambitionierten Spielschar, ging über diese Problematik an diesem festlichen Abend freundlicherweise hinweg. Aber innerlich schien es ihn doch zu wurmen.Was ließen sich nun die "Preziosa"-Leute für die Gala einfallen: einen Film in einer gelungenen Mixtur aus Geburtstagsständchen und Arbeitsprotokoll, Erinnerungsschau und Zukunftsversprechen. Denn wie sich eine Laienbühne heute darstellt und sich dabei als Alleskönner vom Stückelesen bis zum ersten Regietag, vom Marketing bis zum Kulissenbau, vom Kostümschneidern bis zur Plakatierung beweisen muss, das belegte der Film in Interview (Morsbach) und vielen kleinen szenischen Schnipseln: wie eine Produktion entsteht. Vor allem aber bestätigte die Bilder- und Motivauswahl, mit wieviel Liebe, Leidenschaft und handwerklicher Tüchtigkeit die "Preziosa"-Mitglieder sich einbringen. Und dann müsse man noch mit den ewigen "Nörglern und Besserwissern" klar kommen, auch das wurde ironisch angefügt.Bürgermeisterin Gabriele Preuß überbrachte die Grüße der Stadt. Sie lobe den "hohen Anspruch", den die Mitglieder an sich und ihr Kreativwerk stellen, den dauerhaften Beitrag für eine lebendige Kultur. Sie wünschte dem Verein, dass er noch lange den gesellschafts- und kulturpolitischen Auftrag erfüllen könne.Neben weiteren Grüßen und Vorträgen (auch zur Platziertung der "Preziosa" in der regionalen Kulturlandschaft) nahm Jörg Morsbach Stellung zu den Aufgaben und zur Geschichte der "Preziosa", die noch aus einer Zeit stammt, als Frauen auf der Bühne ein Tabu waren. Er sprach von Pionierarbeit, von der schwierig aus heutiger Sicht zu beurteilenden Situation während der Nazi-Zeit, vom "Theater aus der Nachbarschaft". Man wolle weiterhin den Schwerpunkt auf Boulevard, Kirmi, Schwank und klassisches Märchen setzen. Mit Anni Müller begrüßte er das älteste Mitglied: Sie ist 90 Jahre! 44 davon weilt sie bei der Ückendorfer Bühne. Dann stießen alle auf das Jubiläum an und auf viele weitere spannende Theaterjahre. HJL