Autor Michael Godau hat ein Buch über ganzheitliche Sprachförderung in der Natur geschrieben. Der Titel: Der Wald ist voller Wörter".
Marlene ist vergnügt. Die Schlammspritzer in ihrem Gesicht erinnern ein bisschen an Sommersprossen, ihre gelbe Buddelhose ist gründlich eingesaut. Zusammen mit Lara (5) versorgt die dreijährige Marlene die Wasserschnecken, die sie aus einem Tümpel gesammelt hat, mit Wasser. Erzieherin Ingrid Rosen-Peter passt auf, dass ihre Schützlinge aus der Kita Leithestraße nicht zu tief ins Wasser laufen.
Was auf den ersten Blick aussieht wie ein normaler Ausflug, ist Teil des pädagogischen Konzepts des Kindergartens. Eine Woche pro Monat verbringen die Kinder im Wald rund um die Forststation Rheinelbe, bei Wind und Wetter, sommers wie winters.
Dabei lernen sie nicht nur eine Menge über die Natur. Beim Spielen, Klettern und Buddeln schulen sie ihre Motorik. Und ihr Sprachgefühl. Denn wer auf Entdeckungstour geht, hat viel zu erzählen. Einen Wasserläufer erkennt Emil (5) ohne Probleme. Und Wasserschnecke richtig auszusprechen ist für Marlene ein Kinderspiel. Kinder mit Migrationshintergrund, die zu Hause kaum Deutsch sprechen, lernen im Wald Begriffe, die sie in ihrer Muttersprache gar nicht kennen.
Das hat auch Diplom-Geograph und Buchautor Michael Godau (Projektmanager der Entente Florale) entdeckt, und in Zusammenarbeit mit dem Kindergarten ein Buch geschrieben. „Der Wald ist voller Wörter” lautet der Titel des Werks, das im Mülheimer „Verlag an der Ruhr” erschienen ist. Zur Vorstellung des Buchs hat der Verlag in die ehemalige Zeche Rheinelbe eingeladen. Während die Erwachsenen drinnen den offiziellen Teil gestalten – sogar NRW-Umweltminister Eckhard Uhlenberg ist da – sammeln die Kleinen draußen bereits Wassergetier.
Autor Michael Godau erzählt von seiner ersten Begegnung mit den Kindern. Mitten im Wald sei ihm die Gruppe begegnet, fröhlich schwatzend, „sie waren ganz bei sich, ganz bei den anderen Kindern”. Zusammen mit den „kleinen Robin Hoods”, wie er sie nennt, und deren Erzieherinnen erarbeitete er dann das konzept der ganzheitlichen Sprachförderung in der Natur.
Uhlenberg zeigt sich beeidruckt. „Wer bisher dachte, der Wald sei voller Bäume, wird in diesem Buch eines Besseren belehrt: Er ist auch voller Wörter und voller Bewegung”, hat er in seinem Vorwort zum Buch geschrieben, das in Zusammenarbeit mit der Forststation Rheinelbe entstand.