Bei der Hauptversammlung von Masterflex hatten die Besucher reichlich Nachfragebedarf. Trotz guter Bilanz verharrt Aktienkurs im Keller. Unternehmenschef Bastin hat eine "Vision": Konzentration auf die Schlauchsysteme

Die Umsätze sprudeln, die Gewinne dito, und doch ist der Motor in der 20-jährigen Unternehmensgeschichte erstmals ein wenig ins Stottern geraten. Andreas Bastin, seit wenigen Wochen Vorstandschef bei Masterflex, gab bei der Hauptversammlung auch unumwunden zu: "2007 war ein Übergangsjahr". Das freilich, beeilte er sich anzufügen, liege nun hinter dem Unternehmen. Die Zeichen, so sein Signal, stehen klar auf Wachstum.

Nicht so gelöst wie in der Vergangenheit war gestern die Stimmung in Schloß Horst, und die Nachfragen der Aktionäre hatten an Schärfe gewonnen. Vor allem der Aktienkurs, der seit dem letzten Treffen eine Talfahrt hinter sich hat und mit aktuell knapp über 16,50 Euro am unteren Ende der Skala rangiert, sorgte für wenig Freude. Unternehmenschef Bastin gab denn auch zu, dass der Kurs die "positiven Werte nicht widerspiegelt".

Ein Aktionär wurde da deutlicher: "Sie schaffen es immer wieder, den Kurs nach unten zu schlagen", kritisierte er am Mikrophon, und: "Sie schauen sich das an und tun nichts." Das wollte Bastin so nicht stehen lassen. Er verwies eingangs auf die "marktführende Stellung seines Hauses in allen Geschäftsfeldern", die "dynamische Geschäftsentwicklung" in 2007, die "erfolgreiche Restrukturierung der Medizintechnik" und vor allem auf eine "Vision": die Konzentration des Unternehmens auf die Entwicklung, Produktion und den weltweiten Vertrieb von Schlauchsystemen.

Die Aktionärsvertreter hatten - trotz allen Lobes für die Bilanz - reichlich Nachfragebedarf. "Wann ziehen Sie die Reißleine?", fragte etwa Marc Tüngler, Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), mit Blick auf die Sparte Medizintechnik. Seit Jahren entwickele Masterflex mit hohem Aufwand für Krankenhäuser eine neue Beatmungsmaske, verkauft worden sei aber noch keine einzige. Oder: Das Unternehmen investiere neun Millionen Euro in ein Start-up-Unternehmen, sage aber nicht, in welches: "Das kann ich nicht akzeptieren."

Der Vorstandschef verwies stets auf seine "Vision", besagte Konzentration auf das Kerngeschäft Schlauchsysteme. Töchter wie der (erfolgreiche) Laptop-Taschen-Hersteller Dicota sollen deshalb abgestoßen, zuletzt kriselnde Sparten wie die Medizintechnik weiter auf Kurs gebracht, aber auch unrentable Produkte wie möglicherweise die Atemmaske aufgegeben werden. Und was die Investition in das Start-up-Unternehmen angehe: Auch hiermit soll das Kerngeschäft gestärkt werden, beschäftige sich das Haus doch mit der Oberflächenveredelung unter anderem von Folien, die zu Schläuchen weiterverarbeitet werden können.

Details wollte Bastin freilich in keinem Fall nennen, siehe die Atemmaske. Wird das Know-how verkauft? Steigt ein Partner ein? "Kurzfristig" werde es "eine Lösung" geben, versprach Bastin.

Beifall gab es für Detlef Herzog, Unternehmensgründer und bis zum Frühjahr Vorstandschef. Er wurde gestern in den Aufsichtsrat gewählt, auch von den Aktionärsvertretern, die einem solchen Wechsel traditionell kritisch gegenüberstehen. "Herzlich willkommen im Aufsichtsrat", sagte gar DSW-Mann Tüngler, der feststellte: Ohne Herzog stünde Masterflex heute nicht so gut dar.

Noch mal zurück zu den Aktien. Zum vierten Mal in Folge 80 Cent pro Stück zahlt das Unternehmen, ein Umstand, der dem kritischen Aktionär am Mikrophon die Zornesröte ins Gesicht trieb: "Blanker Hohn" sei das, 1 Euro müssten schon drin sein. Unternehmenschef Bastin ließ das unkommentiert.