Parkstadion: Bezirksregierung verfügte nach "Hau-Ruck-Aktion" einen Baustopp, wirft Schalke 04 aber nicht böse Absicht vor. Verein kann kein Fehlverhalten erkennen. Noch kein neuer Zeitplan für den Abriss

Die Wahrheit liegt nicht immer auf dem Platz, sondern bisweilen auch im Büro: Der Baustopp für den Anfang Januar geplanten Abriss des Parkstadions geht nicht auf einen "gemeinsamen Beschluss" von Stadt und Verein zurück, wie von Schalke 04 damals signalisiert worden ist. Sondern: auf die Stilllegung durch die Bezirksregierung.

Das erklärte Bernhard Lepping, Arbeitsschutzdezernent der Bezirksregierung, gegenüber der WAZ. Begründung: Obwohl die Baugenehmigung und das vorgeschriebene Abriss- und Entsorgungskonzept noch nicht vorlagen, rissen Arbeiter Anfang Januar in der Haupttribüne bereits mit Asbest belastete Bodenplatten heraus - ohne Schutzmasken. Ohne einen Baustopp hätte es zu einer Gesundheitsgefährung für die Arbeiter kommen können, so Lepping.

Die Schadstoffbelastung im Parkstadion ist nicht neu. Seit Ende der 90er Jahre weiß die damalige Eigentümerin Stadt, dass vor allem Innenräume der Tribüne mit krebserregenden Stoffen wie Asbest, PAK oder PCB belastet ist, die bei Baumaßnahmen freigesetzt werden können. "Diese Belastungen gibt es bei vielen Bauten aus den 70er Jahren", so Gerhard Osadnik, Leiter des städtischen Umweltreferats.

Und auch Schalke 04 war bestens im Bilde über die im Stadion schlummernden Gefahren: Der Hinweis auf die Schadstoffbelastung findet sich sowohl im Kaufvertrag fürs "1-Euro-Schnäppchen" Parkstadion (2003) als auch in der ersten Abrissgenehmigung der Stadt (2004).

Beim Abriss von weniger belasteten Teilen der Parkstadiontribüne vor drei Jahren gab es aus Sicht der Stadt nichts zu beanstanden. Da eine Baugenehmigung nach zwei Jahren ungültig wird, musste der FC Schalke 04 jetzt einen neuen Antrag stellen.

Wenn dies im Herbst erfolgt wäre, so Arbeitsschutzdezernent Bernhard Lepping zur WAZ, hätte sich Schalke bzw. die vom Klub beauftragte Baufirma Hellmich "in aller Ruhe" mit den Behörden über ein Gutachten bzw. Konzept zur Beseitigung der Schadstoffe abstimmen können. In diesem Fall hätte Anfang Januar die Abrissbirne anrücken können. Stattdessen sei es zur "Hau-Ruck-Aktion" gekommen, so Lepping. Dabei spielte offenbar auch eine Rolle, dass ein Abriss Anfang Januar den Trainingsbetrieb nicht gestört hätte, weil die Profis im Trainingslager in der Türkei waren.

Erst Mitte Dezember hat Schalke die neuerliche Baugenehmigung beantragt. Und: Am 19. Dezember hat die Stadt mit S 04-Vertretern bei einer Begehung im Parkstadion das Thema "Schadstoffe" noch einmal ausführlich erörtert. Dass Schalke bzw. die Baufirma trotzdem zur Tat schritt, führen die Behörden aber nicht auf böse Absicht zurück: "Wenn man das Parkstadion in einer Nacht-und-Nebel-Aktion hätte abbrechen wollen, dann hätte der Verein nach Weihnachten den Abriss wohl kaum öffentlich so breit angekündigt", so Lepping.

Inzwischen sei das Verfahren "auf einem guten Weg". Bei optimalem Verlauf könnten die Schadstoffe bis Anfang Februar entsorgt werden und anschließend der Abriss erfolgen. Passt das in den Schalkes Zeitplan? Dazu hielt sich S 04-Geschäftsführer Peter Peters gestern auf WAZ-Anfrage bedeckt: "Den Zeitplan können wir erst aufstellen, wenn uns die endgültigen Ergebnisse, Auflagen und Kosten vorliegen." Aber: Der Trainingsbetrieb habe in einer so wichtigen Saisonphase "absoluten Vorrang".

Ein Fehlverhalten von Schalke 04 kann Peters nicht erkennen: Das gesamte Verfahren sei in enger Abstimmung mit der Stadt erfolgt. Und: Der Zeitplan sei durcheinander geraten, weil es "neue Auflagen" gegeben habe.