Das auch für gelsenkirchen zuständige Hauptzollamt Dortmund leitet im Kampf gegen Schwarzarbeit Verfahren ein. Die IG BAUist überzeugt: Dumpinglohn-Firmen machen den Markt kaputt.

„Tatort Baustelle”: 2564 Ermittlungverfahren hat das auch für Gelsenkirchen zuständige Hauptzollamt Dortmund im ersten Halbjahr 2009 gegen Firmen und Arbeitgeber im Kampf gegen organisierte Schwarzarbeit eingeleitet. Insgesamt wurden Bußgelder in Höhe von 347 000 € verhängt. „Die Zahlen machen deutlich, dass der Sumpf längst nicht trockengelegt ist”, stellt Susanne Neumann, Vorsitzende des Bezirksverbands Emscher-Lippe-Aa der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt fest. Sie ist sicher: Die Schattenwirtschaft vernichtet reguläre Arbeitsplätze, die Arbeiter werden „meist mit Hungerlöhnen abgespeist”, zudem fließe Geld an der Steuer vorbei. „Insbesonders die heimische Baubranche leidet darunter”, so Neumann. „Dumpinglohn-Firmen machen den Markt mit Kampfpreisen kaputt. Sie betreiben organisierte Schwarzarbeit und illegale Beschäftigung in großem Stil”, ist die IG BAU überzeugt. Die Sünder finden sich querbeet. „Es sind kleine Betriebe und auch große Firmen, die Subunternehmer beauftragen und dann einen auf unschuldig machen”, sagt Neumann. Die Arbeitskräfte kämen aus Osteuropa, aus England. „Auf Baustellen findet man oft nur noch eine kleine Zahl deutscher Kollegen.”

Konkrete Fälle nennt die Bezirksverbandsvorsitzende nicht. „Das Hauptzollamt ist zur Diskretion verpflichtet.” Aber ertappt wurden Gelsenkirchener Betriebe, auffällig wurden auch Gebäudereinigungsfirmen, die in der Stadt tätig sind. Die Finanzkontrolle Schwarzarbeit hat bei ihren Kontrollen für das erste Halbjahr eine Schadensumme von rund 10,6 Mio € ermittelt. „Mehr als 7,1 Mio € davon sind nicht gezahlte Abgaben an die Sozialversicherungen.”

Mehr Kontrollen und mehr Fahnder wünscht sich die IG Bau im Kampf „gegen Illegalität und Kriminalität in derWirtschaft”. Der Einsatz rechne sich, schließlich sei die Finanzkontrolle „das wirkungsvollste Instrument, um die Schattenwirtschaft zurückzudrängen”. Die Tendenz, den billigsten Anbieter zu nehmen, führe eben oft zu „Preisen, die mit normalem Menschenverstand nicht zu halten sind”. jös