Die Disziplin, mit der er seinen seit vielen Monaten stark beeinträchtigten Lebensalltag meisterte, war bis zuletzt bewundernswert. Am Sonntag machte sein geschwächter Körper nicht mehr mit: Michael Klaus starb im Alter von 56 Jahren.
Der Träger des Literaturpreises Ruhrgebiet (1991), einer der vielseitigsten Autoren in NRW, hat mit seinem letzten Roman sich einen Schwanengesang geschrieben: „Totenvogel, Liebeslied”. In dieser Erzählung verquirlt er mit für ihn typisch ironischer Distzanz eine Liebesgeschichte mit seinem Leidensweg. Krebs - die bittere Nachricht, die er immer wieder zu verdrängen versuchte und darauf mit Arbeitsbesessenheit reagierte. Er schrieb nicht nur diesen „Totenvogel”-Roman (welch' ein biografischer „Flügelschlag” im Titel) in den vergangenen zwei Jahren, sondern auch das Musical „Marilyn” (UA Berlin), Kurzgeschichten und - seit kurzem - an einem Drehbuch für die TV-Krimireihe „Lutter” (mit Joachim Krol). Dieser Text, zuletzt zusammen mit Lektorin Ute Langenbrink entwickelt, bleibt aus Klaus' Sicht ein Fragment. Michael Klaus, der auch das Libretto zum Schalke-Musical „04” verfasste, war unbequem - weil er sagte, was er dachte. Zuweilen nahm er die Rolle einer moralischen Instanz ein - in Sachen Gazprom, beim Verhältnis Reiche/Schwache, bei der Unterstützung für Kollegen in Ländern, in denen Schriftsteller verfolgt werden. Deshalb ließ er sich zum PEN-Vizepräsident wählen, um „authors in exile” (wie das Programm der „Poeten, Essayisten, Novellisten”, Abkürzung PEN) heißt, in Deutschland unter die Arme zu greifen: finanziell, sozial, kollegial. Er holte geflüchtete Autoren zu Lesungen und Gesprächen beispielsweise in die „Werkstatt”. Klaus schrieb Gedichte, Romane, Short Stories, Hörspiele, TV-Produktionen, Filmdrehbücher („Nordkurve”, Schimanski), Essays und setzte sich kritisch mit der Arbeiterliteratur auseinander („Otto Wohlgemuth und der Ruhrlandkreis”).