Neue Malerei-Installation von Jürgen Schimanek in der Stadtbliothek: Eine Landschaft der Zeichen und der Fantasie öffnet sich
Ein Tausendsassa, ein Ideenspender, ein Schlickefänger, ein Till Eulenspiegel, ein Provokateur - ein durchaus seriös arbeitender Künstler, der sein großes Experimentpotenzial immer wieder neu abruft: Jürgen Schimanek, der Schelm, der Musiker, der Maler, der Sammler, der Grafiker, der Lyriker, der Objektemacher. Das jüngste "Kind" des Universal-akteurs ist noch bis Mitte Juli in der Stadtbibliothek zu sehen.
Auf dem dunklen, noppen-artigen Malgrund - eine Erinnerung an den alten Bodenbelag im Haus Ebertstraße 19, aber auch ein Hinweis auf die funktionale Innenarchitektur wie von Flughäfen - wächst eine gedankliche Blase (wie beim Comic). Oder es schlängelt sich ein Ideenfluss über die farbig unentschiedene Fläche. In dieser Blase, diesem Strom machen Hunderte von kleinen Zeichen, Notationen, Symbolen, Buchstaben, Chiffren, Markierungen auf sich aufmerksam - als Widerhaken für die eigene Fantasie, für das geistige Abenteuer, für Reisen in ungeahnte Weiten.
Denn das will Schimanek mit diesem mobilen Malobjekt mitten im Raum der Zentralbibliothek bezwecken: eine (durchaus religiös gemeinte!) "Hintergrundmalerei" zum Thema Paradies. Das eben längst nicht mehr heil und unversehrt ist, sondern das - seit Adams und Evas Vertreibung aus dem Garten Eden - sich mit Rissen, Wunden, Kanten und Lücken abgeben muss. Eine Landschaft zum Sehen, zum Erleben, zum Hineinfühlen, zum kritischen Blick in einen abenteuerlichen Kosmos.
Der wiederum die Welt, die wir Menschen geschaffen haben, spiegelt. Schimanek nennt zwar positiv besetzte Werte wie Wohlwollen, Zufriedenheit, Pracht und Freude - aber die Skepsis gegenüber einer Situation, die seit langem nicht mehr im Lot ist, schwingt in jedem Zeichen und jeder Anmerkung mit. Ein Paradies mit einem tiefen Riss! HJL