Galerie Idelmann: Neue Arbeiten des Keramik-Künstlers Michael Cleff.Variables Nachdenken über Grundriss, Masse, Volumen und Körper
Der Galeristin Jutta Idelmann gelang auf Anhieb das, wovon viele Kunstförderer lange träumen müssen: Ausstellungen und Künstler auf internationalem Niveau nach Gelsenkirchen zu holen. Und auch ein überregionales Echo auszulösen. Keramik scheint deutschlandweit eine Renaissance zu erleben - nicht nur, dass sich renommierte Maler oder Grafiker neuerdings diesem plastischen Arbeitsfeld zuwenden, auch innerhalb der "Szene" gibt es jede Menge an Aufmerksamkeit, Ideen, Kreativität, Gestaltungsraum und Impulsen. In dieser Linie ist das Schaffen von Michael Cleff zu sehen.
Der Bochumer weist Ausstellungen zwischen New York und Valencia, Tokio und Paris vor. Kaum in einer weltweit beachteten Übersicht war der 47-Jährige seit den 90-er Jahren nicht vertreten. Cleff studierte an der Akademie in Düsseldorf bei Prof. Fritz Schwegler (der früher öfter in Gelsenkirchen aktiv war), richtete 1999 sein Atelier auf der Henrichshütte in Hattingen ein. Er ist renommiertes Mitglied internationaler Initiativen wie die "Acade?mie Internationale de Ceramique" (ab '05) und die "Gruppe 83".
Zu sehen sind in den drei Galerie-Räumen des Hauses Cranger Straße 36 über 40 Arbeiten aus den jüngsten Werkphasen des Künstlers, der sich in einem Video-Porträt als "Dauergast" zeigt (Kai Fobbe). Cleff gilt als "der" Keramik-Architekt. Er entwirft serienweise "Häuser" - Kirchen, Säle, Theater, Kinos, Privates, Behausungen, Höhlen, Grotten, Türme, schiffsähnliche Konstruktionen, Rotunden.
Nein, Cleff "baut" natürlich keine Häuser, aber er variiert Grundmuster von Objekten, die diese Spielarten - siehe oben - assoziieren. Er entwirft im technisch "konservativen" Verfahren abstrakte Objekte: mit Fenstern, Nischen, Schlitzen, mit dem Spiel von Innen und Außen, mit Landschaften, die "gebaut" sind, mit geschliffenen Dächern, mit Kuppeln, mit Durchsichten, Ansichten, Aufsichten. Die Farbigkeit ist reduziert: meist dominieren weiß/grau/schwarz, wobei er diese Farbwahl gestalterisch einsetzt - die gegenstandslosen, hoch artifiziellen Körper bauen sich wie Etagen, wie grafische Lineaturen, wie dreidimensionale Architekturen auf. Die Farbe schichtet und teilt, ordnet und grundiert. Das Ganze ist ein ebenso kalkuliertes Spiel mit einer Idee wie eine Verbeugung vor dem Spontanen und Intuitiven.
Es sind generell eher stille, sachliche, intime, selten spektakuläre oder gar beunruhigende Plastiken. Meist legt er jeweils geschlossen-konzentrierte Arbeiten vor: kompakt, introvertiert, ruhig, minimalistisch in ihrer Ausdrucksbreite. Meditation in Keramik - das könnte man über diese Arbeiten mit ihrer Balance von Grundriss, Masse und Volumen als Devise stellen.
Er bezeichnet seine Zyklen mit "Über Addition", "Über Landschaft", "Über Zentralität", "Über Grundriss" - also doch ein ziemlich direkter Weg in Fragen und Problemstellungen heutiger (oder antiker/ klassischer) Architektur. HJL