WDR-Filmemacher Claus Bredenbrock greift den "Ruhrkampf" von 1923 bis '25 auf.Auch in Gelsenkirchen gab es bei der Besetzung Tote. Zeugen gesucht.

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© WAZ

Claus Bredenbrock, 60, suchte in Gelsenkirchen für einen aktuellen TV-Film über den "Ruhrkampf" Zeitzeugen. Die Franzosen besetzten 1923 das Revier, um die dringend benötigte Kohle "vor Ort" einzufordern - es gab damals blutige Auseinandersetzungen mit über 140 Toten. Einer der historischen Schausplätze: das Zentrum von Buer, just wo Bredenbrocks Familie früher lebte. Ludwig Bredenbrock war wiederum Redakteur bei der Buerschen Zeitung.

Bredenbrock zählt zu den wichtigen Regisseuren für zeitgeschichtliche, politische Filme,. Sein vielleicht größter Erfolg: "Vier Tote in Ohio" (2007 uraufgeführt). Die Produktion schildert Vorfälle auf einem Studenten-Campus, die das Ende der "Ära Nixon" einläutete.

Weitere Bredenbrock-Filme, die auch schon preisgekrönt wurden: "Kurt Gerstein - Der Christ, das Gas und der Tod", "Die Todeself" und "Prozess gegen das Schweigen". Meist arbeitet er als freischaffender Filmemacher im Auftrag von WDR 3 - so auch bei der Aufarbeitung des "Ruhrkampfes", der in Essen ebenso spielt wie in Bochum oder Dortmund. Oder in Gelsenkirchen. "Hier wurden zwei französische Soldaten von Deutschen getötet. Es gab dafür eine riesige Trauerfeier in Lille. Material darüber habe ich in verschiedenen Archiven, auch in Frankreich, aufgespürt."

Nebeneffekt dieser Recherchen: Er entdeckte im Museum Albert Kahn in Paris über den Ruhrkampf 1923/25 ein dreistündiges Filmdokument und rund 400 Farbfotos, die "noch nie von einem deutschen Historiker oder Fotografen gesichtet wurden." Auf Grund der Bedeutung dieses Fundes hofft Bredenbrock darauf, dass "Film und Fotos zum Kulturhauptstadtjahr 2010 in den Revierstädten erstmals präsentiert werden können." Mit dem Essener 2010-Büro steht er in Verhandlung.

Was er noch im Bundesfilmarchiv in Berlin als "absolute Rarität" auffand: einen Auftragsfilm der Stadt Buer aus dem Jahr 1927. Luftaufnahmen, Lüttinghof, Kokerei, Bergmannsglück, Westerholter Wald, Löchterheide, Gymnasien etc. - "ein historisches Panorama einer Stadt am Rande des Ruhrgebietes, die noch von keiner Kriegsnarbe gezeichnet war." Auch die Vorstellung dieses knapp 30-minütigen Beitrags empfiehlt er dem Presseamt beziehungsweise Institut für Stadtgeschichte.

Im Sommer will er seinen neuen Beitrag über "ein brisantes Sonderkapitel zur deutsch-französischen Nachbarschaft" im Gefolge des ersten Weltkriegs geschnitten haben. Zuvor würde er gern noch weitere Zeitzeugen aufsuchen: Die WAZ vermittelt, Tel: 1709436. Sie wird auch über die Erstausstrahlung im WDR-TV berichten. HJL