In der Heilig Kreuz-Kirche in Ückendorf laufen die Aufbauarbeiten für die Ausstellung "Götter, Geister und Dämonen", die ab 8. März für zunächst anderthalb Jahre zu sehen sein soll.
„Was machen Sie da nur mit unserer schönen Kirche?”, fragten neugierige Türgucker skeptisch, die in die Heilig-Kreuz-Kirche an der Bochumer Straße schauten, hindurch durch Gestänge, vorbei an fremdartigen, seltsamen Holzfiguren und schwarzen Vorhängen. „Nur Schönes”, versicherte ihnen beruhigend Uwe Möckel. Der 45-jährige Messebauer aus Zwickau gestaltet den großen Kirchenraum derzeit um für die Ausstellung „Götter, Geister und Dämonen”.
Er bewegt sich andächtiger in der Kirche als in einer Messehalle. Auch auf laute Musik verzichtet sein Team, verstärkt von Kräften des Stadtmarketings auf eine wohl zehnköpfige Mannschaft. „Die Ausstellung hier in einer Kirche aufzubauen, ist schon etwas Besonderes”, sagt Möckel und ergänzt: „Kirche bleibt Kirche. Sie bleibt ein Ort der Begegnung.” Eine Begegnung mit fremden Naturreligionen und den großen Weltreligionen in einer katholischen, außer Dienst gestellten Kirche. Eine Begegnung, die ausdrücklich auch Zustimmung der katholischen Kirche findet. Der Beginn einer musealer Nutzung der Kirche? Ab Anfang März wird wie berichtet die Ausstellung aus den Beständen der Daetz-Stiftung im sächsischen Lichtenstein in der Heilig Kreuz-Kirche zu sehen sein. Mindestens anderthalb Jahre. Zehntausende sollen so nach Ückendorf, nach Gelsenkirchen, gelotst werden. Die Bankreihen sind aus dem Kirchenschiff herausgetragen. Ein Teppich wurde verlegt. Möckel und seine Mitarbeiter stecken hunderte von Edelstahlstangen zu Gerüsten zusammen, die mit meterhohen schwarzen Tüchern zu 50 einzelnen kleinen Räumen verhangen werden. Batterien von Scheinwerfern sollen die rund 130 Exponate ausleuchten. Masken, Figuren, Kultgegenstände, Schamanen-Beiwerk. Nicht mehr als zwei sollen pro Kubus gezeigt werden. „Der schwarze Stoff schluckt das Licht, der Betrachter hat den Raum für sich, kann sich auf das Wesentliche konzentrieren”, erklärt Möckel.
Zum Labyrinth soll der Ausstellungsweg werden, das Raum schafft auf vergleichsweise kleiner Fläche. Profan geradezu Möckels Beispiel: „In der Wohnausstellung von Ikea denkt man auch, in einem riesigen Raum zu sein” – und verliert mitunter die Orientierung. Sie gibt im Ausstellungskonzept ein Audioguide-System, das jeder Besucher erhält und das auf Funksignal in jeden Kubus Erklärungen bietet. Eben das ist es, was die Ausstellung will: Fremdes erklären, Verbindung schaffen zwischen Kulturen und Religionen. Das hört sich getragen, fingerzeigend an, soll aber ebenso künstlerisch anspruchsvoll wie spannend-exotisch sein. So etwa der mächtige Totem aus British-Columbia oder die Schamanen-Masken, die geschnitzten Buddha-Figuren oder hinduistischen Tempelwächter. „Das ist keine Airport-Art”, betont Möckel. Kein Souvenirladen aus Massenfertigung. Sondern kultische Kunst, die wie der Totem, dessen Baumstamm zu geistergefälligen Zeiten gefällt und unter kultischen Riten geschnitzt wurde. Kirche bleibt Kirche. Das löst die Ausstellung auf bemerkenswerte Weise. Ein weißer Baldachin bedeckt das museale Labyrinth und erlaubt von der Orgelempore einen ungeahnten, beeindruckenden Blick auf die leuchtenden Wandmalereien im hohen Gewölbe des Kirchenschiffs. Er hebt sie hervor, betont die seltene Parabel-Architektur von Josef Franke in dem Kirchenbau im Backstein-Expressionismus der 20er Jahre. Es ist mehr als ein Gag, dass eine Projektion auf der weißen Fläche in Höhe der ovalen Fensterbögen die ursprünglichen Bankreihen erscheinen lassen soll – Kirche bleibt Kirche.