Ein Familienunternehmen, wie es im Buche steht: Auch wenn die Gründung bereits 108 Jahre zurückliegt, ist der Edel-Salon von Friseurmeister Klaus Horstmann in der Neustadt alles andere als verstaubt.

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Langweilig ist es ihm in all den Jahren nie geworden. Tag für Tag steht Klaus Horstmann in seinem Salon, zückt Schere und Kamm und beginnt zu schneiden. Mit 0-8-15-Haarschnitten gibt er sich nicht zufrieden, für den ehemaligen Landesmeister entscheidet der Bauch mit: "Das ist halb Technik, halb Gefühl."

Scheinbar eine funktionierende Kombination, denn seine Kunden kommen sogar von weit her - kaum einer verirrt sich beim Bummeln zufällig in seinen Salon, etwas versteckt wie er liegt, im Neustädter Wiehagen. Doch das macht ihm nichts, der Rubel rollt mit Stammkunden: Wenn man sich erstmal einen Namen gemacht hat, dann läuft's. Und ein Name ist Horstmann im Gelsenkirchener Süden bereits seit 1900.

"Am 1. April hat mein Opa Josef an der Ückendorfer Straße den ersten Salon eröffnet", zeigt Horstmann auf alte Fotos und Zeitungsausschnitte, die heute gerahmt die Wände schmücken. "Mein Vater ging dann in die Innenstadt, wurde ausgebombt, fing in der Dessauerstraße von neuem an." Als die Zukunft des Traditionsunternehmens dann in Horstmanns Händen lag, eröffnete er seinen Salon an der Bochumer Straße und zog 1977 durch den Bau der U-Bahn-Trasse in seine jetzigen Geschäftsräume in den Wiehagen.

Mit dabei ist seit geraumer Zeit auch Sohn Oliver, der 1993 seine Meisterprüfung ablegte. Was anderes als Friseur, soll man auch in einer solchen Familie werden? Für Klaus Horstmann jedenfalls war von Beginn an klar, dass er irgendwann den Betrieb seiner Vorfahren übernehmen würde. Doch trotz bald 108-jähriger Tradition sind in seinem Laden die Uhren nicht stehen geblieben. Freundlich und modern sieht es aus, "gerade erst habe ich 300 000 Euro investiert", verrät Horstmann und zeigt ein bisschen stolz die ausgefeilte Technik, die seinen Salon im Handumdrehen zum Schulungsraum für den Nachwuchs macht.

Seit einiger Zeit gehören auch zwei Kosmetikerinnen zum Team der Horstmanns. "Viele gehen erst zum Friseur und nehmen dann auch eine Kosmetikbehandlung in Anspruch", erklärt seine Frau Brigitte als gute Fee des Hauses inmitten von duftenden Massageölen, flauschigen Handtüchern und Ampullen. Qualität, die ihren Preis hat. "Mit den 10-Euro-Friseuren hier in der Nachbarschaft kann man uns natürlich nicht vergleichen", sagt Horstmann offen und ehrlich.

Er und sein Sohn Oliver gehören zu Intercoiffure Deutschland, einem Zusammenschluss der geschicktesten Figaros der Bundesrepublik. "Klar arbeiten wir im teuren Segment", gibt er zu, "aber die Kunden erwarten das auch". Dafür ist jeder Kunde ein Unikat - "der Haarschnitt muss perfekt sein". Ein Mal in der Woche macht Horstmann sein zehnköpfiges Team daher fit in Sachen internationale neue Trends.

"Jetzt sind die 60er und 70er wieder da", erklärt er, "beispielsweise der Bob, mit leichten Umformungen für mehr Bewegung in matten Blond- und Silbertönen oder auch wieder im Rotbereich". Doch auch wenn Horstmann stets nah am Puls der Zeit ist - das was er am allerbesten kann, hat er vom Vater gelernt: "Den klassischen Herrenhaarschnitt, mit Kamm und Schere".