Künstlerduo verwandelt Opel-Kadett in vielseitiges Musikinstrument.Percussion-Show begeistert zahlreiche Zuschauer. Das tat auch die Cruiser-Phalanx am Feiertag





ALLES AUTO IN DER STADT Zwei Männer in eleganten schwarzen Herrenfracks stehen auf der großen Bühne auf dem Marktplatz in Buer. Sie begrüßen das Publikum mit höflichen Worten und beginnen ihr Programm mit klassischem Gesang. Ein typischer Beitrag zur Einstimmung auf die Kulturhauptstadt 2010, mag da jetzt der ein oder andere denken. Doch damit liegt er falsch. Ganz falsch.


Zwar ist die Show tatsächlich ein Bestandteil der Gelsenkirchener Veranstaltungsreihe "mit Schmackes" im Vorfeld der Kulturhauptstadt, doch typisch ist das Programm sicher nicht. Denn in der Mitte der Bühne, zwischen den beiden Künstlern Kristian Bader und Christian von Richthofen, steht der Hauptakteur des Abends, das wichtigste Instrument der Show. Und dies ist nicht etwa ein weißer Konzertflügel, sondern ein roter Opel Kadett E. Des Deutschen liebstes Kind wird während der 90-minütigen Open-air Veranstaltung "Auto Auto! Rhythm & Crash in Concert!" zum vielseitigen Percussion-Instrument.


Zu Beginn schlagen die Künstler rhythmisch mit ihren Fäusten gegen die Front- und Heckscheiben, treten im Takt der Hintergrundmusik gegen die Autotüren. Aber je länger die Show dauert desto dynamischer wird sie. Das Ganze gipfelt schließlich darin, dass die Männer den Opel mit gezielten Hammerschlägen und dem professionellen Einsatz einer Flex zerlegen. Dabei fügen sich all die Töne, die sich aus den Aktivitäten des Duos ergeben, zu einem musikalischen Kunstobjekt zusammen.


"Viele glauben, wir würden nur ein Auto zerlegen. Doch es ist viel mehr als das", erklärt Kristian Bader. Schließlich reiche das Repertoire des Duos von professionellen Schlagzeugeinheiten über heiße Sambaklänge und klassischen Gesang bis hin zu Hitlerparodien und dem Aufsagen altdeutscher Gedichte. Und dies ist eine Mischung, die bei dem Publikum nach anfänglicher Skepsis gut ankommt. "Viele Leute sind zunächst kritisch. Doch dann ist es umso schöner, wenn wir sehen, dass sie sich von unserer Show mitreisen lassen", so Christian von Richthofen.


Und genau so ist es. Die Zuschauer sind von der künstlerischen Darbietung begeistert, lachen viel und applaudieren immer wieder laut. So auch Alfred Schulze-Aulenkamp, Leiter der Städtischen Musikschule: "Ich finde die Idee super und auch die Mischung des Programms gefällt mir. Außerdem verstehen die beiden ihr Handwerk wirklich." Davon ist auch Volker Bandelow, Leiter des Kulturhauptstadtbüros Gelsenkirchen und Mitorganisator des Abends überzeugt: "Die beiden sind ein absoluter Top-Act. Sie stehen mit ihrem Programm für das, was wir uns unter der Kulturhauptstadt vorstellen und was wir uns für diese wünschen."


Und dafür hat der Veranstalter auch gerne den kirschroten Kadett gespendet, der nun reif für den Schrottplatz ist. Aber warum muss es ausgerechnet eines der erfolgreichsten Autos Deutschlands sein, das da vor aller Augen zerlegt wird? "Der Opel ist schlecht isoliert und hat kaum Dämmmaterial", erklärt von Richthofen. "Deswegen klingt er einfach am besten." Und das, so beweist die Begeisterung des Publikums, rechtfertigt alles. Eben auch die Zerlegung eines Kultautos.