Vor dem Schwurgericht stellt der angeklagte 33-Jährige sich selbst als Opfer dar
Das Ende einer Ehe. Mit einem Schraubendreher soll Ramazan U. (33) am 16. November neunmal im Auto auf seine getrennt von ihm lebende Ehefrau Jasmin eingestochen haben. Sechsmal traf er ihren Kopf, stach der Mutter seiner beiden Kinder die Augen aus. Zwölf Tage später starb die 26-jährige Rotthauserin an den Folgen der Verletzungen. Seit Montag muss sich ihr Mann vor dem Schwurgericht Essen verantworten. Auf Mord lautet die Anklage. Hass nennt Staatsanwältin Hinterberg als Motiv. Doch der Angeklagte sieht sich als Opfer, nennt seine Frau eine Rassistin, die ihn oft beleidigt habe. Von einem Blackout zur Tatzeit spricht er: "Ich hatte mich in dem Augenblick selbst verloren."
In Rotthausen hatte das seit dem Jahr 2000 verheiratete Paar gelebt. Oft kam es zum Streit, zu Einsätzen der Polizei wegen häuslicher Gewalt. Für den Angeklagten waren sie dagegen grundlos, nur wegen der Lügen seiner Frau sei die Polizei gekommen. Sagt er.
Das Paar trennte sich. Ramazan U. zog in die Adolf-Kolping-Straße in der Bottroper Innenstadt. Kontakte gab es weiter. Am 16. November ließ er sich von seiner Frau von Gelsenkirchen nach Bottrop fahren. Laut Anklage kam es wieder zum Streit. Der Angeklagte soll einen Schraubendreher aus dem Handschuhfach geholt und mehrfach auf die 26-Jährige eingestochen haben. Dann lief er weg.
Es sind erschütternde Tondokumente, die vor Gericht abgespielt werden. Jasmin U. ist zu hören, als sie über Notruf die Polizei anruft. Wo der Mann sie gestochen habe, fragt der Beamte. "Im Auge", antwortet sie. Und: "Ich kann meine Augen nicht mehr aufmachen." Dann verliert sie das Bewusstsein. Polizisten zerschlagen die Scheibe, befreien sie. Aber die in der zwölften Woche schwangere Frau wird nicht mehr erwachen.
Auch Ramazan U. rief die Polizei an. "Ich habe meine Frau gestochen", sagte er. Bei ihm finden sich Notizen mit Hasstiraden und üblen Beschimpfungen. Angeblich ihre Worte, die er notiert habe, weil er sich nicht jede Beleidigung seiner Frau merken könne. Immer wieder habe sie ihn als Türke und Muslim angegriffen: "Sie ist eine Rassistin, auch wenn sie nach außen anders wirkt." -ette