Für den ersten Eindruck gibt es keine zweite Chance. Und weil dem so ist, lernen sieben Mädchen in einem Bewerbungstraining der Volkshochschule, sofort zu überzeugen. Fester Händedruck, gerade Körperhaltung
In dem kleinen, abgedunkelten Raum ist es sehr still. Nur ab und an ist das schnelle Klicken einer Computertastatur oder leises Stimmengewirr zu hören. Die sieben Mädchen, die vor ihren Bildschirmen sitzen, arbeiten konzentriert.
"Ich bin fertig!", ruft Anisa Bousfia (14) laut durch den Raum. Das dunkelhaarige Mädchen lacht fröhlich auf und guckt dann wieder auf seinen Bildschirm: "Bewerbung um einen Ausbildungsplatz als Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin" ist dort in großen Buchstaben zu lesen. Und direkt darunter ein kurzes, vorbildliches Bewerbungsanschreiben.
"Bis vor ein paar Tagen wusste ich gar nicht, wie man Bewerbungen schreibt", sagt Anisa und schüttelt über sich selbst den Kopf. Gelernt hat sie das erst hier, bei dem Bewerbungstraining der Volkshochschule (VHS) und des Deutschen Gewerkschaftsbundes. Während des viertägigen Kurses lernen die Teilnehmerinnen, Anschreiben aufzusetzen, Lebensläufe zu schreiben, Deckblätter anzufertigen. "Am Ende halten die Mädchen dann ihre persönliche Bewerbungsmappe in den Händen", erklärt EDV-Dozentin Christel Alieman-Perez.
Während die sympathische Frau durch die Reihen geht, hier einen Fehler korrigiert, dort einen Verbesserungsvorschlag macht, wird es im Raum immer lauter. Die Mädchen unterhalten sich, lachen ausgelassen. "Mir hat es hier vom ersten Tag an gefallen", erklärt Nora BenBaida (14). "Man lernt viel dazu, hat aber gleichzeitig eine Menge Spaß."
Auch Sarah Lorain Galle (15) ist mit dem Bewerbungstraining zufrieden, gibt jedoch zu bedenken: "Wir müssen jeden Tag um 10 Uhr hier sein. Dabei hätte ich jetzt, in den Osterferien, eigentlich gerne ausgeschlafen."
Diese Bedenken kennt Brigitte Schneider, die für die politische Jugendarbeit der VHS und damit auch für das Bewerbungstraining zuständig ist, nur zu gut: "Viele Jugendliche haben in den Ferien keine Lust oder keine Zeit, hierher zu kommen. Daher muss der Kurs immer sehr stark beworben werden." Doch das hat auch Vorteile, wie an den diesjährigen Teilnehmerinnen deutlich zu erkennen ist: "Die meisten von ihnen sind wirklich sehr motiviert."
So sind die Mädchen nicht nur begeistert von dem Unterricht ihre EDV-Dozentin, sondern auch von der Unterstützung durch Karin Badar: Die Theaterpädagogin und Personaltrainerin gibt den Teilnehmerinnen Tipps zur richtigen Körperhaltung, erklärt den perfekten Händedruck und lässt sie typische Vorstellungsgespräche simulieren. Um den Mädchen zu zeigen, wie sie auf andere Menschen wirken, werden sie dabei gefilmt.
Wenn sich die Gruppe die Aufnahmen anschließend gemeinsam anschaut, sind viele Mädchen ganz erstaunt über sich selbst. So sagt Sarah Lorain lachend: "Meine Stimme hört sich ganz fremd an. Außerdem sieht man doppelt so breit aus". Auch Nora lacht. Ihr hat die Simulation des Vorstellungsgesprächs geholfen: "Ich habe gemerkt, dass man meine Nervosität von außen gar nicht sieht". Und noch etwas ist ihr klar geworden: "Man denkt immer, man wäre schlecht. Hier merkt man, dass das nicht so ist."