Die Fachhochschule für Öffentliche Verwaltung hat seit über 30 Jahren ihren Sitz in Gelsenkirchen.Wer bei Polizei und in Rathäusern was werden will, studiert an der "FHöV"

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"Bitte benutzen Sie keine Permanent Marker auf den Tischen. Benutzen Sie stattdessen wasserlösliche Stifte", steht auf dem Merkblatt am schwarzen Brett. Solch locker-hintergründige Mahnungen an die Studierenden sollte man eigentlich nicht erwarten, an der FHöV NRW, der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung. Aber dort, wo das "Rückgrat der Verwaltung" studiert, geht's zumindest teilweise zu wie an anderen Unis. Aber eben nur teilweise.

Eine Fachhochschule in Gelsenkirchen? Schon die im Norden, am Runde Buers, hat es schwer, in der Stadt wahrgenommen zu werden. Aber die im Süden, in Ückendorf? Wohl kaum einer hat den Namen je gehört. Grün veralgt sind die Hinweisschilder, die zum Haidekamp führen. Dort, mitten im Wohngebiet, umgeben zudem von Schrebergärten und direkt neben dem Südstadion, residiert die Zentrale im Bau-Charme der 80er Jahre neben dem zur "FH" umgewandelten Schulgebäude.

Dabei gibt es die FHöV bereits seit 1976. Die 54 000 Absolventen hätten locker die Veltins-Arena gefüllt, schrieb der langjährige Präsident Dieprand von Richthofen zum 30-jährigen Bestehen. Seit vergangenen Jahr ist Ludger Schrapper (50) Präsident der "Beamten-Uni". Von ihm stammt das Zitat mit dem "Rückgrat" der Verwaltung.

Und in der Tat: Wer etwa Polizeikommissar werden will oder in den gehobenen Dienst in den Rathäusern im Lande, der studiert drei Jahre an der FHöV. Gut 4400 Studierende sind das. Freilich nicht alle in Gelsenkirchen, das würde dann vielleicht doch auffallen. Denn die Fachhochschule ist auf die Standorte Duisburg, Köln, Münster und eben Gelsenkirchen mit weiteren Ablegern in Dortmund und Hagen verteilt. Knapp 400 sind es, die in Gelsenkirchen auch vor Ort studieren. In Ückendorf ist zugleich aber die zentrale Verwaltung angesiedelt, dort residiert auch Ludger Schrapper. Gebüffelt wird derweil vorrangig an der Wanner Straße.

Sich einfach immatrikulieren wie an anderen Unis, das geht nicht bei der Verwaltungs-Fachhochschule. Wer zur Polizei geht oder in der Kommune in den gehobenen Dienst will, den schickt sein Dienstherr zum Studieren. Drei Jahre lang. Unterteilt je zur Hälfte in Theorie- und Praxisphasen. Kurse, nicht Vorlesungen besuchen die Studenten, in kleinen Gruppen zudem, nicht zu Hunderten im Audimax.

"Da sollen keine Gesetze auswendig gelernt werden", betont Schrapper, sondern Methoden, Querschnittskompetenzen, Kommunikations- Kritik- und Teamfähigkeit. Das ist weniger verschult als es sich vielleicht anhören mag. Gleichwohl unterstreicht der Präsident: "Wir erwarten Anwesenheit." Schließlich werden die Studierenden bezahlt. Bürokratischer sind da die Studienzeiten: 8 bis 14.30 Uhr.

Mit Uni-Leben hat das weniger zu tun. "Die Identifikation der Studenten mit der Fachhochschule oder dem Studienort ist sicher eher durchwachsen", räumt Schrapper ein. Doch eine "Ausbildungsbude, die die Leute einfach durchschleust", will die FHöV nun auch nicht sein. Es gibt ein Studentenparlament, regelmäßige Treffen, Sprechstunden bei den Profs und natürlich Diplomfeiern.

Vom Haidekamp aus steuert Schrapper zentral das Fachhochschul-Geschehen, laufen die Fäden organisatorisch zusammen - auch für die gut 150 hauptamtlichen Dozenten, denen der auf acht Jahre bestellte Präsident vorsteht. Sicher, Kernaufgabe der FHöV ist die Ausbildung, doch - und hier paart sich Schrappers Anspruch mit dem Hochschulauftrag - der Präsident will künftig die "Fahne der Forschung" höher halten.