Ludwig Vorholt arbeitet seinen eigenen Stiefel. Seit 22 Jahren vermisst der Schuhmacher und Geschäftsmann Füße.Nagelt, klebt, schweißt für den guten Tritt. Ein handgefertigtes Paar kostet schonmal 1500 Euro

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© Cornelia Fischer

ZUM NIKOLAUS DIE STIEFEL RAUSEs gibt Tage, da ist man nicht gut zu Fuß. Dann sollte man sich den Schuh aber nicht selbst anziehen, also nicht DEN Schuh. Denn vielleicht liegt es ja tatsächlich am Schuh. Um das herauszufinden, lohnt sich ein Gang zu Ludwig Vorholt in Resse. "zeig mir deine Füße, und ich sage dir, wer du bist", könnte über seinem Geschäft in der Ewaldstraße stehen. Steht es aber nicht. Stattdessen im Schaufenster Stiefel und Slipper und Boots und Wanderschuhe und und und. . . Und das schönste daran ist: Bei Ludwig Vorholt wird für jeden ein Schuh draus.

Das liegt zum einen daran, dass er sein Handwerk gelernt hat: orthopädisches Schuhemachen, meint Schuhwerk herstellen für komplizierte Fußfälle. Schon sein Vater verdiente damit sein Geld, und seit 22 Jahren auch der Sohn. Das liegt zum zweiten daran, dass er eine voll ausgestattete Werkstatt mit allerlei Werkzeug und, ganz wichtig, vier Mitarbeitern betreibt, die alle Hand und Fuß haben. Das liegt aber zum dritten und vor allem daran, dass er glaubt, "dass man für jeden Fuß den passenden Schuh anfertigen kann". Ob der Fuss nun ein bisschen schief, ein wenig platt, vielleicht durch eine Verletzung verdreht oder eine Lähmung steif, oder einfach ungewöhnlich gewachsen ist. "Das kann man mit einem guten Schuh ausgleichen."

Und Mitarbeiter Marc Zielke zeigt, wie es geht. "Zunächst müssen wir den Fuß vermessen." Anfühlen, abtasten, dehnen, biegen. "Man muss ja gucken, was der Fuß noch kann." Dann wird ein Gipsabdruck angefertigt, und dann ein Modell aus Kunststoff. "Es gibt Fälle, da dauert das vier, fünf, sechs, sieben Arbeitsschritte." Dann wird der Schuh auf den Leisten gezwickt. Und da ist die Sohle noch gar nicht im Spiel. "Die kommt erst ganz zum Schluss drauf". Wenn eben Unebenheiten ausgeglichen und Problemzonen kaschiert sind.

Wer kommt denn so zu Ihnen, Herr Zielke? "Das können ganz unterschiedliche Leute sein. Hier haben wir etwa einen Spezialschuh für einen Metzger angefertigt. Der brauchte was Stabiles, gut abzuwaschen. Und wir hatten mal eine Stammkundin, der haben wir die wunderschönsten Pumps gemacht." Und was sind so die Trends? "Zuerst kommt immer das gleiche: Nicht zu klobig. Die Leute wollen elegante Schuhe. da muss man aber ein bisschen tricksen, wenn der Fuß eben aus irgendwelchen Gründen nicht mehr so schmal ist." Das, sagt Marc Zielke, lerne man aber mit der Zeit. "Mittlerweile kann man fast jeden Schuh anpassen."

Das kann allerdings schonmal ein Weilchen dauern. "15 bis 20 Arbeitsstunden sind normal", sagt Kollege Marc Weichmann. Und der ein oder andere Euro. Ein Paar handgefertigte Maßschuhe von Vorholt kosten zwischen 500 und 1500 Euro. Die natürlich bei einer ernsten Erkrankung die Krankenkasse bezahlt.

Und noch eine letzte Frage zum Thema Füße, die Herren: Mit Verlaub, die riechen doch. "Das riecht man mit der Zeit nicht mehr", sagen Chef wie Mitarbeiter. In diesem Sinne einen schönen Nikolaustag.

Mit freundlichen Füßen.