Bis zum Jahr 2020 will die Stadt 15 Prozent des anfallenden Regenwassers in den natürlichen Wasserhaushalt zurückführen. Fördermittel in Millionenhöhe

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ZEHN JAHRE UMWELTAMT WANDEL FÜR DIE ZUKUNFT (4)Manchmal ist die Stadt der Zeit voraus: Seit den 1990er Jahren wurden vom Umweltamt mehrere 100 Versickerungsanlagen für Niederschlagwasser genehmigt. Am 30. Oktober 2005 wurde die "Zukunftsvereinbarung Regenwasser" abgeschlossen, die mit Fördermitteln in Millionenhöhe die Einrichtung solcher Anlagen unterstützt. "Gelsenkirchen war bei diesem Thema früh dabei", betont Peter Ridder vom Referat Umwelt.

Beteiligt an der Zukunftsvereinbarung sind das Land, die Emschergenossenschaft und die 17 Kommunen des Emschergebiets. "Das Ziel ist es, für einen aus ökologischer und stadtplanerischer Sicht zeitgemäßen Umgang mit Regenwasser zu sorgen", formuliert Ridder. Bis zum Jahr 2020 sollen 15 Prozent des anfallenden Regenwassers in den natürlichen Wasserhaushalt zurückgeführt werden. "Bisher hatten wir im Emschereinzugsgebiet ein Mischsystem, bei dem Schmutzwasser und Niederschlag gemeinsam zu Kläranlagen abgeleitet wurden", erklärt Alfred Dix von Gelsenkanal. "Das heißt, dass eigentlich sauberes Wasser dort aufbereitet werden muss." Mit der Trennung von Regen- und Schmutzwasser wird die Grundwasserbildung erhöht, stellenweise werden auch trockenfallende Gewässer wieder neu gespeist. "Das gesamte von Industrie und Urbanisierung stark beeinträchtigte Abflussgeschehen wird so wieder einem natürlicheren Zustand zugeführt", so Dix.

Angesprochen sind besonders Wohnungsbaugesellschaften, Gewerbe, Industrie, aber auch Privatleute mit entsprechender Grundstücksfläche. Um einen Anreiz zum Bau von derartigen Anlagen zu schaffen, haben Land und Emschergenossenschaft Förderprogramme aufgelegt ("Route des Regenwassers") mit einem Gesamtvolumen von 70 Millionen Euro. "Bis zu 80 Prozent einer Maßnahme können dadurch gefördert werden", betont Peter Ridder. Dazu kommt eine Befreiung von den Entwässerungsgebühren, deren Höhe sich nach dem Wirkungsgrad der gebauten Anlage richtet.

Bereits 1,2 Millionen Euro sind nach Gelsenkirchen geflossen, mit weiteren 1,8 Millionen wird das Großprojekt Berger Feld bezuschusst. Dort wird auf einer Fläche von 20 Hektar die Entwässerung vollständig auf ein Trennsystem umgestellt. Baubeginn ist Anfang 2008. Weitere Projekte in der Stadt sind etwa die Lindenhof-Siedlung oder der Revierpark Nienhausen. Eine Maßnahme, die zur Zeit in der Detailplanungsphase ist, wurde sogar von der Unesco ausgezeichnet (Grundschule an der Turfstraße, wir berichteten).

Insgesamt wären im gesamten Emschereinzugsraum rund 4000 Maßnahmen möglich (entsprechend einer Fläche von 4000 Hektar oder 4000 Fußballfeldern), 340 davon in Gelsenkirchen. "Viele Projekte befinden sich noch in der Planungsphase", weiß Ridder. Ansprechpartnerin ist Ulrike Raasch von der Emschergenossenschaft (Tel: 0201/1043118). Übrigens: Auch für Privatleute, deren Grundstücke von der Fläche her nicht unbedingt für eine große Maßnahme in Frage kommen, ist ein "Praxisratgeber für den richtigen Umgang mit Regenwasser" erschienen, erhältlich beim Referat Umwelt (Peter Ridder, Tel: 1694708).