Nach mehr als 300 Ratssitzungen sekundiert Referatsleiter Horst Peifer heute zum allerletzten Mal dem OB.Unvergessen: die Panne mit der Stoppuhr. Ein Oldtimer erleichtert den Übergang in die Altersteilzeit

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© WAZ

Er diente in 44 Jahren sechs Oberbürgermeistern, trug seit 1975 zum Funktionieren von Kommunalpolitik bei und brachte rund 300 Ratssitzungen und unzählige Sitzungen des Hauptausschusses sowie der Bezirksvertretungen über die Bühne: Horst Peifer. Heute um 15 Uhr wird der 59-jährige städtische Referatsleiter zum letzten Mal im Ratssaal Platz nehmen, um als rechte Hand des OB für einen ordnungsgemäßen Ablauf der Sitzung zu sorgen. Das ist ihm in der Vergangenheit ausgesprochen gut gelungen - mit einer u(h)rigen Ausnahme.

"Frau Gärtner-Engel, ihre Redezeit ist abgelaufen", beschied vor einigen Jahren der damalige OB Oliver Wittke auf Hinweis des städtischen Zeitnehmers Peifer der AUF-Stadtverordneten. Die Politikerin war jedoch bereits bei den Sitzungen davor stutzig geworden und hatte mitgestoppt. Ergebnis: Die (begrenzte) Redezeit war noch lange nicht abgelaufen. "Der Uhrmacher hat anschließend festgestellt, dass unser Uhrwerk nicht in Ordnung ist", so Peifer schmunzelnd.

Den berühmten Satz "Pfeiffer - mit drei f" hat Heinz Rühmann in der "Feuerzangenbowle" geprägt. "Denken Sie daran: Peifer mit einem f", betont dagegen der städtische Beamte am Ende des Gesprächs mit der WAZ. So korrekt und genau war er auch in seinem Job - zur Freude seines jeweiligen Dienstherren. Und wer Horst Peifer kennt, der weiß, dass es von ihm auf die Frage nach dem Lieblings-OB niemals eine Antwort geben wird: "Ich bin mit allen gut ausgekommen", sagt der Mann, der mit vier Stadtspitzen (Bartlewski, Rauer, Wittke, Baranowski) eng zusammen gearbeitet hat.

1964 war an solch eine verantwortungsvolle Aufgabe noch nicht zu denken, als der gebürtige Bismarcker im Alter von 15 Jahren als Assistentenanwärter bei der Stadt anheuerte - und die Ochsentour machte. Im März 1975 wechselte er vom Sozialamt ins damalige Hauptamt und heutige Referat Rat/Bezirksvertretungen/Repräsentation. Fortan ging es stetig nach oben: 1989 wurde er Abteilungsleiter, seit 1998 ist er Referatsleiter.

Der Wechsel sei eher ein glücklicher Zufall gewesen, aber ein Interesse an Politik habe er immer gehabt, sagt er. "Parteipolitisch war ich jedoch nie gebunden." Die Gemeindeordnung kennt er wie kein Zweiter in der Verwaltung. Und auch beim Thema Wahlen macht ihm (mit Ausnahme des federführenden Stadtmitarbeiters Hans-Georg Nasiadek) niemand etwas vor.

Gab es auch negative Erinnerungen? Dazu fällt Horst Peifer wenig bis gar nichts ein. An eine Sitzung denkt er aber besonders gerne zurück: 1994, als Kurt Neuwald vom Rat in Anwesenheit von Johannes Rau zum Ehrenbürger der Stadt gewählt worden ist: "Ein ergreifender Moment."

Zum 1. April geht Horst Peifer in die Altersteilzeit. Neben den Hobbys Reisen (vor allem nach Frankreich und Griechenland), Langlauf und Kabarett (sein Favorit: Volker Pispers) erleichtert ihm ein Oldtimer den Übergang: Der 59-Jährige ist stolzer Besitzer eines Triumph TR 4. "Ich schraube auch ganz gerne mal daran herum."

Ratssitzungen will Peifer - er ist verheiratet, hat keine Kinder - im Ruhestand nicht besuchen. Mit einer Ausnahme: "Bei der ersten Sitzung im neuen Hans-Sachs-Haus möchte ich dabei sein", sagt er. Nur zu verständlich - stand sein Schreibtisch doch bis 2002 im alten Hans-Sachs-Haus. Dass Horst Peifer bei der Ratspremiere im neuen Saal die Redezeit mitstoppen will, ist aber nur ein Gerücht . . .

Siehe auch Bericht rechts