Evangelische Gemeinde hat kein Geld für die Sanierung der Kirche an der Josefstraße.Aus Sicherheitsgründen muss sie gesperrt werden. Gottesdienst am Sonntag verlegt
"Man sieht nicht viel", sagt Pfarrer Thomas Webel-Reiner. Von außen ein Stein, der unterm Dachsims herausgedrückt ist; innen im Kirchenraum ein paar Risse im Putz. Doch die Schäden sind gravierend. Ein Sturm und Dachpfannen könnten herunterfallen, Putzbrocken auf Betende stürzen. Deshalb hat die Gemeinde die Auferstehungskirche geschlossen.
Dass die 1911 erbaute Kirche an der Josefstraße arg sanierungsbedürftig ist, weiß man nach einem Gutachten des Kirchenkreises schon länger. Auf rund 550 000 Euro belaufen sich die ermittelten Kosten. Nun, nach einer erneuten Begehung mit Architekt, Statiker und Gutachter, zeigte sich Gefährliches unter den Bohlen am Dachstuhl: Balken sind marode, brüchig, "teils gar nicht mehr da", berichtet Webel-Reiner. Die Verantwortung ist zu groß. "Wenn Balken weiter nachgeben und der Dachstuhl etwas einknickt, können Teile herunterbrechen", befürchtet der Pfarrer. So entschloss man sich zum radikalen Schnitt. Gelbe Zettel an den Pforten und am Aushang verkünden die Schließung "aus Sicherheitsgründen".
Ein Bauzaun soll schnell aufgestellt werden. Zumindest. Denn auch die 200 000 Euro für die Sicherung und Sanierung des Dachstuhls hat die Gemeinde schlicht nicht. Wie es weiter gehen wird? Webel-Reiner weiß es auch nicht. Die Jugendstilkirche mit dem geradezu verspielten Turm, der Gelsenkirchens älteste Glocke beherbergt, ist zwar eine architektonische Rarität, steht aber nicht im Focus der Öffentlichkeit.
Wer soll das Geld aufbringen? Wo einst 3000 Gemeindemitglieder in der Neustadt zu zählen waren, sind es vielleicht noch 900. Und in der Altstadt verfügt die Gemeinde in Sichtweite über die zweite - größere - Kirche Es gab schon Überlegungen einer anderen, parallelen Nutzung. Als Stadtteil-Begegnungszentrum mit gläsernen Raumteilern im Kirchenschiff. Aber auch dieser Umbau würde weitere 350 000 Euro kosten. Auch dafür hat die Gemeinde kein Geld. Zugleich: Die Kirche mit den sandsteinernen Quadern steht unter Denkmalschutz. Das schützt und adelt das Gotteshaus, macht es aber nicht leichter.