Die offene, stinkende Abwasserrinne soll der Vergangenheit angehören, der Bau des Kanals bis 2017, die Renaturierung der Emscher bis 2020 abgeschlossen sein. Gestern wurde der Planfeststellungsbeschluss überreicht.

Die Schwatte wird blau – das hatten sich Emschergenossenschaft und Bezirksregierung auf die Fahnen geschrieben, als gestern der 600 Seiten starke Planfeststellungsbeschluss für den Abwasserkanal Emscher übergeben wurde. Die stinkende Köttelbecke, die offene Abwasserleitung, soll damit zukünftig der Vergangenheit angehören. „Nun”, freut sich Emschergenossenschaft-Vorstandsvorsitzender Jochen Stemplewski, „verbannen wir das Abwasser endlich dorthin, wo es hingehört”. Eine Etage tiefer nämlich, rund 40 Meter unter der Erde, sollen sich die neuen Stahlbetonrohre von bis zu 2,8 Metern Durchmesser entlang der Emscher ziehen. Hierzu ist es nötig, 150 Schachtbauwerke zu errichten, um den Bau des Kanals von unten voran zu treiben. Doch auch nach der Fertigstellung können die Schächte für Wartungsarbeiten und ein automatisches Inspektionssystem weiter genutzt werden. 800 Millionen Euro kostet dieses so bedeutende Teilprojekt des Emscher-Umbaus, das die notwendige Grundlage für eine folgende ökologische Verbesserung und Renaturierung liefern soll. „Wir möchten die Emscher zurückgeben”, erklärt Stemplewski, „den Menschen, Tieren und Pflanzen der Region”. Mehr als 400 Kilometer Abwasserkanäle ziehen sich zukünftig entlang der Emscher und ihrer Nebenläufe – bis 2017 soll dieses ehrgeizige Projekt fertiggestellt, bis 2020 auch die ökologische Umgestaltung abgeschlossen sein. „So ein großes Projekt braucht eben seine Zeit”, bittet der Emschergenossenschaft-Vorstandsvorsitzende um Geduld. Insgesamt, glaubt Regierungspräsident Peter Paziorek, spüre man einen starken regionalen Rückenwind. Immer wieder habe die Öffentlichkeit Gelegenheit zur Mitsprache gehabt. Im Januar und Februar letzten Jahres hatten die Antragsunterlagen in den zehn betroffenen Kommunen ausgelegen – mehr als 400 Bürger äußerten daraufhin ihre Einwände. Über 1000 Einzelargumente konnten in einem Treffen im August 2007 in Essen erörtert werden. In vielen Punkten erzielte man ein Konsens, in anderen mussten Emschergenossenschaft und Bezirksregierung nacharbeiten. „Es galt auch öffentliche und private Interessen gegeneinander abzuwägen”, so der Regierungspräsident. Gestern war es dann schließlich soweit: Paziorek überreichte die überarbeitete Version, das Ergebnis aller eingebrachten Argumente, Anregungen und Bedenken, an die Emschergenossenschaft. Ab nächster Woche wird der Beschluss für zwei Wochen in den Kommunen zur Einsicht ausliegen. Einen Monat lang ist daraufhin Zeit, Klage zu erheben. „Unser Ziel ist es”, verspricht Stemplewski, „dass möglichst noch in diesem Jahr mit den Vorbereitungen für den Kanal begonnen werden kann.”