NRW leckt – klammheimlich tröpfelt es unter der Erde. Etwa 70 Prozent aller privaten Kanalanschlüsse sind nach Schätzungen des Landesumweltministeriums undicht und verschmutzen so ungehindert Grundwasser und Boden. Das soll sich nun ändern!
Ab diesem Jahr sind Hausbesitzer in NRW verpflichtet, bis zum 31.12.2015 ihre Abwasserleitungen prüfen und notfalls sanieren zu lassen.
„Der Eigentümer muss eigenständig eine Firma beauftragen, die nachsieht, ob die Rohre dicht sind und schließlich ein Zertifikat ausstellt”, erklärt Peter Zimmermann von der Abwassergesellschaft Gelsenkirchen. Dabei sei es jedoch unbedingt ratsam, Preise zu vergleichen und sich mehrere Angebote einzuholen. Denn unseriöse Firmen wittern durch die neue Verordnung das schnelle Geld.
Experte warnt vor schwarzen Schafen
„Es gab in der letzten Zeit schon viel Aufregung um Drückerkolonnen”, weiß Stefan Bartelsmeier von B&K Bau & Kanaltechnik, „schwarze Schafe, die eben für 50 Euro auf die Hand eine Quittung ausstellen.” Weitaus sicherer sei es da, auf niedergelassene Firmen zu setzen, um bei Fragen und eventuellem Sanierungsbedarf einen Ansprechpartner greifbar zu haben. Viel teurer muss das aber nicht sein – bei der B&K ist die Prüfung derzeit ab 78 Euro zu haben.
Am Anfang, erklärt der Kanal-Experte, stehe immer eine Voruntersuchung, bei der zunächst alle Verschmutzungen weggespült werden. Dann kommt ein Stück High-Tech zum Einsatz: Mit einer Roboter-Kamera steuern die Monteure durch die Rohre und suchen nach undichten Stellen. „Der Hauseigentümer kann dabei über die Schulter sehen und über einen Monitor genau verfolgen, wie es in den Kanälen aussieht.” Die Kanalbau-Firma stellt anschließend ein Untersuchungsprotokoll aus,
Erst danach, so Bartelsmeier, könne die eigentliche Dichtheitsprüfung mit Wasser oder Luft stattfinden. „Nach der Voruntersuchung weiß der Hauseigentümer aber erst einmal, woran er ist und mit welchen Sanierungskosten er rechnen muss.”
In den meisten Fällen aber, so der Techniker, müssten heutzutage nicht einmal mehr bei einer Sanierung der Boden aufgerissen und Leitungen aufgegraben werden: „Das meiste funktioniert mittlerweile über eine Inliner-Technik, bei der wir die Rohre mit einem Gewebe von innen abdichten.” Dank der modernen Möglichkeiten verkürzt sich die Bauzeit und somit auch die erforderliche Unterbrechung des Abflusses enorm.
Steigende Preise befürchtet
Ein Problem befürchtet Bartelsmeier, entstehe dafür an einer ganz anderen Stelle: „Sehr viele Hausbesitzer sehen im Moment noch gar keinen Handlungsbedarf, Ende 2015, das scheint noch zu lange hin.” Dabei lohne es sich vor allem finanziell, die notwendige Überprüfung nicht auf die lange Bank zu schieben. „Denn mit der Zeit steigt natürlich auch das Preisniveau.” Da die Grundleitungen und Anschlusskanäle innerhalb des Grundstücks Privatsache sind, muss der Hauseigentümer die Dichtheitsprüfung aus eigener Tasche finanzieren. Die entstehenden Kosten sind dabei von Fall zu Fall unterschiedlich – abhängig von den örtlichen Begebenheiten.