39-jähriger türkischer Familienvater soll Rumäninnen mit Schlägen zur Prostitution gezwungen haben.Zuhälter-Prozess begann in Essen. Vermeintliches Opfer und Hauptbelastungszeugin ist verschwunden.
Eineinhalb Jahre lang will eine 21-jährige Rumänin in einem Bordell auf der Hobackestraße gefangen gehalten und mit Schlägen zur Prostitution, sowohl in diesem Club als aber auch auf dem Straßenstrich gezwungen worden sein. Wegen Zuhälterei, Freiheitsberaubung und Körperverletzung angeklagt ist ein 39-jährige türkischer Familienvater, der Betreiber des Bordells.
Mitangeklagt ist vor der 16. Strafkammer des Landgerichts Essen aber auch die Freundin des Bottropers, eine 25-jährige Türkin. Sie soll die Geldgeschäfte im Bordell abgewickelt und ihn vertreten haben.
Beide bestritten am ersten Verhandlungstag alle Vorwürfe, die sich ebenso auf zwei weitere junge Mädchen aus Rumänien erstrecken. Die Frauen hätten freiwillig dort gearbeitet, er hätte nur 30 Euro Zimmermiete pro Tag von ihnen verlangt. Die Schilderungen der Frauen klingen dagegen vollkommen entgegengesetzt. Sie seien in Rumänien als Stripteasetänzerinnen engagiert worden. Hier im Bordell angekommen, hätte der Angeklagte ihnen die Pässe abgenommen und sie im Club gefangen gehalten. Wenn sie einmal außerhalb gewesen seien, dann immer nur in Begleitung.
Das Geld der Freier sei ihnen sofort abgenommen worden, wenn es nicht direkt beim Betreten des Bordells durch die 25-Jährige kassiert wurde. Die 21-jährige Rumänin will sich immer wieder geweigert haben, der Prostitution nachzugehen, woraufhin sie vom Bordellchef massiv geschlagen worden sein will. Sein Argument: Er habe für sie bezahlt, das Geld müsse sie abarbeiten, was mindestens ein bis eineinhalb Jahre dauern würde.
Ein Freier, dem sich die 21-Jährige Hilfe suchend anvertraut hatte, alarmierte im April die Polizei, die das Bordell in einer Razzia am 30.April hoch nahm.
Zu Prozessbeginn fehlte die Hauptbelastungszeugin - wie auch die beiden anderen betroffenen Frauen. Zu letzteren will die Nebenklagevertreterin überhaupt keinen Kontakt bekommen haben. Die 21-Jährige dagegen habe nachdrücklich nach ihrer richterlichen Vernehmung erklärt, auf jeden Fall über das Unrecht, das ihr widerfahren sei, aussagen zu wollen. Tatsächlich ist die junge Frau in Rumänien aber auch verschwunden. Lediglich mit einer Verwandten der Frau habe sie Kontakt aufnehmen können. Der Prozess geht morgen weiter. (cgr)