Norbert Filthaus ist der neue evangelische Seelsorger in der Arena-Kapelle. Dass die Wahl auf ihn gefallen ist, verwundert kaum. Als Anhänger der Königsblauen weiß der 59-Jährige, wie der S04-Fan tickt

Im Büro von Norbert Filthaus wirken sie nicht einmal wie Fremdkörper. Das Poster der letztjährigen Mannschaft zwischen den Bildern der Konfirmandengruppen. Der blau-weiße Schal, der auf dem Talar liegt, oder auch die überdimensionierte Plakette mit dem Vereinsemblem, die vor dem mit theologischen Nachschlagewerken prall gefüllten Regal steht. Königsblau hier, blau-weiß dort. Und mittendrin Pfarrer Norbert Filthaus. Ein Mann der Kirche. Ein "Schalker" mit Herzblut. Und nun der neue evangelische Pfarrer in der Kapelle der königsblauen Arena.

Es mag kaum verwundern, dass die Wahl für den Nachfolger von Jochen Dohm ausgerechnet auf den Pfarrer der Gemeinde Buer-Erle fiel. Jenen Mann, dessen Ehefrau Elke an Spieltagen eine riesige Fahne an der Thomaskirche hisst. Der während einer Trauung sein Schalke-Trikot unter dem Talar trägt, um danach rechtzeitig zur Anstimmung des Vereinslieds im Stadion sein zu können. Jenen Mann, der sagt: "Schalke ist auch ein Lebensgefühl!"

Es gibt sie, die Kritiker. Eine Kapelle und ein Fußballstadion gehören nicht zusammen, meinen sie. Doch Norbert Filthaus ist anderer Meinung. Er unterstützte das Projekt von Anfang an, war im ökumenischen Beirat der Kapelle in deren Entwicklung eingebunden. "Es ist gut, dass es neben der Gemeinde solche Orte gibt, um zur Kirche zu finden!"

Er selbst fand seine erste Gemeinde 1974 nach dem beendetem Theologiestudium. Damals noch im sauerländischen Menden. Da faszinierte der Gelsenkirchener Fußball Norbert Filthaus bereits, mit der Gemeindejugend jubelte er bei so manchem Spiel der Schalker. "Damals habe ich nicht im Traum gedacht, dass es mich einmal nach Gelsenkirchen verschlagen wird." Doch schon 1978 fand sich Filthaus in der Rolle des Pfarrers der Gemeinde Buer-Erle wieder. "Am Anfang hat mich die Identifikation der Anwohner mit dem Fußballverein verblüfft. Hier im Berger Feld herrscht an Spieltagen Ausnahmezustand. Man muss sein Leben auf die Spieltage ausrichten, alleine verkehrstechnisch ist dies nötig."

Und so arrangierte sich auch Filthaus mit dem Fußballklub. Wurde Mitglied und Besitzer einer Dauerkarte. Er sah das legendäre 6:6 im DFB-Pokalhalbfinale 1984 und ließ die Glocken seiner Kirche läuten, als die Schalker 2002 den DFB-Pokal nach Gelsenkirchen holten. "In dieser Gemeinde wird Schalke gelebt. Man leidet viel. Aber wenn es dann doch klappt mit dem Sieg oder gar einem Titel, dann ist die Freude grenzenlos. Im Stadion live dabei zu sein - das ist mit einer TV-Übertragung nicht vergleichbar."

Wie sein Vorgänger Jochen Dohm will auch Filthaus Kirche und Verein trennen. "Schalke ist keine Religion. Das muss man auseinanderhalten. Der Glaube steht für das Ganze im Leben. Dazu gehören auch andere Dinge, andere Werte." Doch ganz so streng wie Dohm will Filthaus dabei nicht vorgehen. "Ich kann auch als Christ mit voller Begeisterung beim Verein sein. Ich könnte mir durchaus vorstellen, ein Kind im Schalke-Strampler zu taufen oder Paaren in Trikots das Ehegelöbnis abzunehmen", sagt der neue Schalke-Pfarrer.

Jüngst bestellte Filthaus bei einem österreichischen Händler ein neues Pastorenhemd. In Deutschland gibt es diese lediglich in schwarz zu kaufen, bald aber wird er ein blaues tragen. Königsblau natürlich.