Einigen kleinen und mittleren Handwerksbetrieben droht ein Personalabbau oder gar die Insolvenz, weil eine Immobiliengesellschaft offene Rechnungen bisher nicht beglichen hat.

Eine Stimmung aus Hoffen und Bangen macht sich im zweckmäßig möblierten Besprechungsraum neben dem Büro der Firma EMD Elektrik in Horst breit. Die Inhaber von sechs kleinen und mittleren Handwerksbetrieben aus Gelsenkirchen, Bottrop, Gladbeck und Essen drückt die gleiche Sorge: Wann endlich bezahlt uns der Immobilienkonzern Griffin die von uns im vergangenen Jahr erbrachten Leistungen?

Die sechs Unternehmen summieren ihre offenen Rechnungen auf etwa 250 000 Euro. Ordnungsgemäß bestätigte Rechnungen für Arbeiten in den Bereichen Elektro, Sanitär, Heizung, Schlosserei, Fensterbau, Fliesenverlegung, Hochbau, Hausmeistertätigkeit – Dienstleistungen am Bau. Hand angelegt wurde in Wohnhäusern der Griffin Rhein-Ruhr GmbH (Hamburg) etwa in Buer an der Allensteiner und Neidenburger Straße, in Horst an der Graslitzer Straße, an der Wanner Straße und Windhukstraße in Bulmke oder am Möllmannsweg in Hassel.

Ungefähr 90 Mitarbeiter sind bei den Unternehmen beschäftigt, im weiteren Umfeld hängen noch etliche Arbeitsplätze daran. Die Inhaber machen im Horster Besprechungszimmer deutlich, dass sie sich als Spitze des Eisbergs sehen. Heinz-Bernd Strohbücker (im Bild), EMD Elektrik-Chef und Sprecher der Gruppe: „Betroffen sind noch viel mehr.”

Begonnen haben die Probleme im Herbst 2008, als sich die Griffin Rhein-Ruhr von ihrem Wohnungsverwalter Curanis trennte. Gut 5000 Wohnungen im Ruhrgebiet, in erster Linie in Essen, Gelsenkirchen, Dortmund und Recklinghausen, gingen zum 1. Oktober in die Verwaltung der Treureal Property Management GmbH über. Und Treureal, so Heinz-Bernd Strohbücker, begleicht seine zuvor über den Verwalter Curanis an die Eigentümergesellschaft Griffin eingereichten, ordnungsgemäß erstellten und geprüften Rechnungen nicht. Die anderen Handwerker nicken: So ist es auch bei ihnen.

Im Mahnverfahren weiter zu kommen, das könne dauern, sorgt sich Strohbücker. Die Mahnbescheide seien Griffin zugestellt worden, Treureal habe pauschal widersprochen.

Das ausstehende Geld macht den kleinen und mittleren Betrieben schwer zu schaffen. Die Löhne sind ausgezahlt; wenn der Erlös nicht kommt, muss vorfinanziert werden. „Wenn kein Geld kommt, werden sich einige Betriebe verkleinern müssen – und Personal abbauen.” Auch die Insolvenz sei „im schlimmsten Fall in einigen Fällen” nicht auszuschließen. Besonders drücke die Frage, fügte einer der Handwerker an, wenn die Eigentümergesellschaft in Konkurs gehe: „Bekommen wir dann überhaupt unser Geld?”

Heinz Colligs, Pressesprecher der Treureal Property Management in Mannheim, weist entschieden den Vorwurf zurück, Treureal wolle oder könne nicht zahlen. Im Gegenteil: „Das bedrückt uns selbst. Wir können die Sorgen der Handwerker verstehen.”

Hintergrund für die momentan schwierige Situation sei: Man habe Unterlagen für etwa 5000 Wohnungen im Ruhrgebiet übernommen. Der Eigentümer sei mit den Leistungen des Vorgängers nicht zufrieden gewesen, und er habe Gründe gehabt zu sagen, es fehle an Transparenz. Am 11. November 2008 seien vom Vorverwalter Rechnungen aus dem Zeitraum vor dem 1. Oktober 2008 in Höhe von insgesamt etwa 1 Million Euro übergeben worden. Für die Prüfung der Unterlagen zum kaufmännischen Abschluss 2008 brauche Treureal als Treuhänder noch etwas Zeit. „Wir haben alle Firmen angeschrieben. Wir brauchen noch bis Ende Januar.” Außerdem sei inzwischen auch schon Vieles bezahlt worden.

Von diesem Schreiben weiß auch Heinz-Bernd Strohbücker. Der Gelsenkirchener gibt sich allerdings skeptisch: „Die vertrösten uns jetzt.”