Der Stahlhändler Heinrich Schütt hat eine 16 500 Quadratmeter große Fläche im Hafen gekauft und wechselt aus Essen nach Gelsenkirchen. Mitte 2010 soll der Betrieb beginnen. Logistik und Infrastruktur haben die Unternehmensspitze überzeugt. Die Firma macht in Essen bislang 105 Mio Euro Umsatz.
Ein blauer Lkw steht etwas verloren auf der Parkfläche. Grundriss-Pläne, Bauskizzen und ein Luftbild pappen an der blauen Pritschen-Plane. Im Hintergrund schimmert das Wasser des Industriehafens durch struppiges Grün einer Brachfläche. Dennoch ist dieses Eckchen Hafen am Freitag ein Vorzeigeort für Erfolgsnachrichten. Und die lieben Wirtschaftsförderer, LOG-Geschäftsführer, Unternehmer – und auch die Stadtspitze. Entsprechend gelöst ist die Stimmung.
Die Firma Heinrich Schütt KG verlagert ihren Standort von Essen nach Gelsenkirchen. 16 500 m2 Fläche wird sie belegen. Die Baugenehmigung ist erteilt, der erste Spatenstich ist für Oktober geplant. Zunächst, so Schütt-Geschäftsführer Thomas Naydowski, wird das Verwaltungsgebäude errichtet, dazu im ersten Bauabschnitt 4500 m2 Hallenfläche mit 40- und 16-Tonnen-Kran. Mitte 2010 soll die Aufbauarbeit weitgehend abgeschlossen sein. Die Morgengabe: 105 Mio Euro Umsatzvolumen, zunächst 24 Mitarbeiter und perspektivisch 50 neue Arbeitsplätze, die an der Hafenstraße entstehen sollen.
Die Voraussetzungen haben Naydowski überzeugt: Wasser- und Gleisanschluss direkt am Grundstück, dazu fünf Autobahnen im Umfeld und die Standorte der Stahlindustrie in der Nachbarschaft – „mit der Logistik und der Infrastruktur”, ist er sicher, „sind wir für die Zukunft hervorragend ausgestattet”. Der Wechsel hat einen langen Vorlauf. Die Wirtschaftsförderung hat dabei den Weg zum Kauf geebnet. „Was wir da erfahren haben, war wirklich gut. Wir haben uns von Anfang an gut aufgehoben gefühlt”, lobt Naydowski. „Wir freuen uns darüber”, spielt Oberbürgermmeister Frank Baranowski den Ball zurück und begrüßt – natürlich – die Neuansiedlung. „Das ist ein gutes Signal.”
In Hamburg und Neubrandenburg behält das Stahlhandelsunternehmen seine Standorte. In Gelsenkirchen setzt Schütt weiter auf Expansion. „2006 war klar, dass wir nun an dem Punkt angekommen sind, an dem unsere Tonnage passt für eine eigene Produktion”, sagt Naydowski. Zur Millionen-Investition wird entsprechend der Maschinenpark gehören, um Coils zu bearbeiten und zu konfektionieren.
Stahl-Coils liegen bereits einen Steinwurf entfernt auf Lager. Nebenan haben Siefert sowie Bürger und Althoff, zwei weitere Bandstahl-Spezialisten, ihre Betriebe. Die Ballung hat es Wirtschaftsförderungs-Dezernent Joachim Hampe angetan: „Wir sind auf dem Weg zum Stahlservice-Center Hafen”, meint er. Die Nähe zur Konkurrenz wurde von Naydowski durchaus gesucht. In einem Punkt ist bereits jetzt klar, dass die Beteiligten vom Zusammenspiel profitieren werden. Schütt wird die Hafenkrananlage von Siefert mitnutzen.
Die Flächenvermarktung im Hafen ist damit weitgehend abgeschlossen. Allein eine 11 000 m2 große Restfläche hat Gelsen-Log-Geschäftsführer Ulrich Köllmann noch im Portfolio. Ein kleines Wäldchen ist dort mit den Jahren gewachsen. Dessen Zeit könnte bald gekommen sein. Köllmann: „Wir sind in guten Gesprächen mit Investoren.”
Stahlhandel mit Geschichte
Die Heinrich Schütt KG GmbH & Co wurde 1871 in Hamburg gegründet. Das private Stahlhandelsunternehmen ist bislang an Standorten in Hamburg, Essen und Neubrandenburg vertreten. Mit 195 Mitarbeitern wurde 2008 eine Gesamtumsatz von 190 Mio Euro erwirtschaftet. In Essen, Vertriebsort für warm-, kaltgewalzte und oberflächenveredelte Feinbleche, wurde der Umsatz von 1980 bis 2008 von 1 auf 105 Mio € gesteigert.