Die Bahnhofstraße wird 150 Jahre alt. Von der Chaussee zum Bahnhof zur Fußgängerzone. Die Einkaufsmeile war und ist Lebensader der Innenstadt. Ein Blick in die Geschichte und ein Ausblick auf das Festprogramm

Ein Paar wie Pech und Schwefel sind Gelsenkirchen und die Bahnhofstraße bis heute. Auf dem Weg zur Großstadt war die Verkehrsader lebenswichtig. Die Entwicklung vom Feldweg über die fest angelegte Straße hin zur Einkaufsmeile machte es erst möglich, dass aus 800 Bürgern in 80 Häusern eine Metropole wurde. Unzertrennlich mit der Bahnhofstraße verbunden ist der Name Heinrich Moenting. Als Gemeinderatsmitglied und Gaswerkbesitzer bescherte er der zur Chaussee gewachsenen Verbindungsachse 1863 die ersten Gaslaternen. Dass er davor auch dafür sorgte, dass die Straße Kopfsteinpflaster bekam und für damalige Verhältnisse sehr breit gebaut wurde, brachte ihm den Titel des „Vater der Bahnhofstraße” ein. Erst 1864 bekam die Straße offiziell ihren bekannten Namen. Ein Jahr später erfolgte auch tatsächlich die erste Anbindung an die Schiene. Die Köln-Mindener Eisenbahngesellschaft eröffnete eine Station in Gelsenkirchen. Gut 50 Jahre danach war die Zahl der Einwohner in Gelsenkirchen im Eiltempo auf über 30 000 Einwohner gestiegen. Der Handel entwickelte sich genauso prächtig. Bekleidungsgeschäfte, Gaststätten und Kaufhäuser entstanden und bildeten den Grundstein für das heute so stark frequentierte Einkaufszentrum. Für die Bahnhofstraße überschlugen sich die Ereignisse: 1895 fuhr erstmals die Straßenbahn, und die Eröffnung des ersten echten Bahnhofs erfolgte 1904 genauso wie wenig später der Austausch des Kopfsteinpflasters durch Holzpflaster. Ihren Tiefpunkt erlitt die Straße im Dritten Reich. Jüdische Kaufleute wurden ihrer Besitztümer beraubt, und die Altstadt samt Einkaufsstraße wurde durch Bombenangriffe schließlich zerstört. Dem Wiederaufbau nach dem Krieg folgten der Einbau des Glasfensters im Bahnhof (heute am alten Boecker-Haus installiert), zwei neue Bahnhöfe und ein neues Straßenpflaster. Noch im Jahr 1840 war die bekannte Einkaufsstraße ein Feldweg als Verbindung zwischen dem Dorf Gelsenkirchen und der alten Georgskirche im Bereich des heutigen Rundhöfchens. Historisch genau belegbar ist der 150. Geburtstag übrigens nicht. Fakt ist nur, dass 1958 das Hundertjährige begangen wurde.

Das Festprogramm

Offiziell gefeiert wird der 150. Geburtstag der Bahnhofstraße ab Donnerstag, 2. Oktober, ab 15 Uhr auf dem Bahnhofsvorplatz mit Bergmannsmusik. Dort beginnt auch die dreitägige Party eines weiteren Geburtstagskindes: Das Bahnhofscenter wird 25 Jahre alt. Der Feiertag der Deutschen Einheit, Freitag 3. Oktober, wird dann zum verkaufsoffenen Sonntag in der Innenstadt ab 13 Uhr. Der Neumarkt wird vom 2. bis 4. Oktober zum historischen Zentrum der Bahnhofstraße und der Geburtstagsfeier. Dort erinnert eine Viehkoppel an den früheren Viehtrieb über die Bahnhofstraße, fahren alte Bierkutschen und Feuerwehrwagen vor, gibt es rustikale Mahlzeiten wie zu Omas Zeiten. Eisenbahner, Polizisten und Postbeamte versehen ihren Dienst in historischen Uniformen. Bergleute in Tracht und Kluft erinnern an den Motor der Stadtentwicklung, den Bergbau und die Zeche Hibernia. Historische Führungen durch die Altstadt gibt es allen drei Tagen, Anmeldung über das Stadtmarketing, 951970 Am Samstag startet um 16 Uhr ein Brieftaubenwettflug. Und wer will, kann bei den „Rennpferden des Bergmanns” auf den Sieger mitwetten Hunderte alte Bilder von der Bahnhofstraße haben Werbegemeinschaft und Stadtmarketing zusammengetragen. Die eindrucksvollsten sind auf 30 Litfaßsäulen zu sehen, die in der Innenstadt aufgestellt werden. Am Samstag zeigt im Bahnhofcenter die Modenschau „Zeitreise” Kleidsames von 1860 bis 2000. Auf dem Vorplatz spielt abends ab 20 Uhr die Queen Revival Band