Geringe Auslastung, Mieten weit unter Durchschnitt, schlechte Zahlungsmoral – der Großmarkt macht seit seiner Neueröffnung Verluste. Jetzt ziehen die Verantwortlichen die Reißleine und schließen. Recyclinghof soll einziehen.

Er sollte ein Leuchtturm werden für die Stadt und die Region, und nun endet er als Millionengrab: der Großmarkt. Fünf Jahre nach der Grundsteinlegung gehen Ende nächsten Monats an der Wickingstraße die Lichter aus. Die letzten fünf noch verbliebenen Händler ziehen nun aus, dann werden Verkaufsflächen, Passagen, Lager, Verwaltung, Gastronomie und Büros abgeschlossen. Nach einem Umbau will die städtische Tochter Gelsen-Log ihr ungeliebtes Kind Ende 2009/Anfang 2010 an eine Schwester vermieten: an die Gelsendienste, die dort einen neuen Recyclinghof und Fuhrpark errichten wollen. Rentabel, sagt Günther Friedrich, Geschäftsführer von Gelsen-Log Klartext, sei auch diese Lösung für sein Haus nicht – aber allemal besser als die aktuelle Situation.

Und die hat sich zuletzt offenbar weiter zugespitzt. Von einer „aufgeheizten Stimmung” spricht Ulrich Köllmann, ebenfalls Geschäftsführer, vorsichtig und von „unterschiedlichen Geschäftsgepflogenheiten”. Nicht bestätigen wollen die Gelsen-Log-Chefs, dass es neben lautstarkem Streit auch Drohungen sowie Übergriffe gegeben habe – sowohl unter den Händlern als auch gegenüber dem Betreiber. Dagegen bestätigen sie, dass so mancher Mieter zuletzt gar kein Geld mehr überwiesen habe. Nun ziehen die Verantwortlichen die Reißleine. Geringe Auslastung, Mieten weit unter Durchschnitt, schlechte Zahlungsmoral – all das und noch so manches mehr hat dazu geführt, dass sich die siebenstelligen Verluste türmten. Ohne Aussicht auf Besserung, sagen Friedrich und Köllmann.

In den vergangenen Monaten hat das Duo deshalb fieberhaft nach Alternativen gesucht. Pläne von einer Kneipenmeile auf dem 40 000 Quadratmeter großen Areal wurden aufgestellt und durchgespielt, genauso wie die von einem Fabrikverkauf („Factory-Outlet”), von Versteigerungshallen, einem Verteilzentrum für einen Blumengroßhändler oder einem Groß-Bordell. Allein Letzteres, stellt Friedrich fest, wäre wirtschaftlich zu betreiben und realisierbar – sei politisch aber nicht gewollt.

Drum läuft es nun auf den Recyclinghof nebst Fuhrpark hinaus. Die Politik muss noch zustimmen, und die Vertragsmodalitäten müssen noch geklärt werden. Darunter diese: Was kostet die Miete? Wer trägt die Umbaukosten? Fest steht allein, dass Gelsendienste ihren Standort am Junkerweg nach dem Einzug in den Großmarkt aufgeben wollen und dass die Gebühren nicht steigen, heißt es bei der Stadt. Und, dass es für Gelsen-Log bei besagtem Zuschussgeschäft bleibt, wenn auch auf kleinerem Niveau.

Grundsteinlegung für Großmarkt im Oktober 2003 mit dem damaligen Oberbürgermeister Oliver Wittke (li.) und Carl Rathgen vom Bauträger Lüder. Foto: WAZ, Martin Möller
Grundsteinlegung für Großmarkt im Oktober 2003 mit dem damaligen Oberbürgermeister Oliver Wittke (li.) und Carl Rathgen vom Bauträger Lüder. Foto: WAZ, Martin Möller © WAZ

Wie teuer das Abenteuer Großmarkt letztlich sein wird, das wollen die Verantwortlichen freilich nicht verraten.