Ein idyllisch bewachsener Hügel, ein großartiger Blick auf die Stadt - wo man das bekommt?Auf der Zentraldeponie Gelsenkirchen. Ein lohnenswerter Besuch, fanden unsere Leser

Auch und gerade für aussortierten Schrott gibt es noch einige Verwendung. Fotos: WAZ, Christina Betting
Auch und gerade für aussortierten Schrott gibt es noch einige Verwendung. Fotos: WAZ, Christina Betting © WAZ

WAZ ÖFFNET PFORTEN ZENTRALDEPONIERauf auf den größten (Müll)Berg der Stadt! Unter diesem Motto stürmen 18 WAZ-Leser durch die offenen Pforten der Zentraldeponie Emscherbruch auf dem ehemaligen Gelände der Zeche Graf Bismarck. Bei strahlendem Sonnenschein geht es rauf und immer weiter rauf, bis an die Spitze der ältesten Mülldeponie Deutschlands.

Auf 120 Metern angekommen, staunen die Gelsenkirchener nicht schlecht. Unter ihren Füßen breiten sich 25 Millionen Kubikmeter Müll aus. "Allein im Jahr 2004 haben wie 1,5 Millionen Tonnen Müll angenommen", erklärt Betriebsmeister und Gruppenführer Thomas Wetterhahn. Doch davon ist auf dem 113 Hektar großen Gelände kaum etwas zu sehen. Vielmehr ist die Deponie natürlich begrünt: "Hier wachsen wirklich alle möglichen Pflanzen, manchmal sogar Hanf", lacht Wetterhahn.

Doch was die Leser noch viel mehr erstaunt als das üppige Grün ringsum, ist der herrliche Blick über die Stadt. "Ich bin ganz begeistert, wie weit man hier sehen kann", freut sich Leserin Lisbeth Schwentker. "Wie nah alles beieinander liegt", wundert sich Barbara Zeranski, während ihr Mann das Dach der Arena, den Schriftzug des Marriott-Hotels und die Flutlichter des Parkstadtions ausmacht.

Doch nicht nur der Ausblick ist toll, sondern auch die Recyclinganlage am Fuße der Deponie ist "der Wahnsinn", wie Heinz Schwentker feststellt. Zwar ist diese nur im Teilzeitbetrieb und steht gerade mal wieder für zwei Wochen still, aber das hält Wetterhahn nicht davon ab, den Lesern intensive Einblicke zu gewähren. Er erklärt, wie der Abfall auf das Förderband gelangt und von da aus in die Siebtrommel geführt wird. Wie die Rückstände im Abfall ausgemacht und wie schweres Material herausgefiltert wird. Die einen quittieren das mit offenen Mündern, die anderen nicken nur wissend.

Und dann sagt Mitarbeiter Volker Rekers einen Satz, der auch die Hartnäckigsten unter den Lesern erstaunt die Augen aufreißen lässt: "Das Thema Umweltschutz liegt uns hier besonders am Herzen." Müllablagerung und Umweltschutz - wie passt das zusammen?

Zum einen nutzt die Zentraldeponie ihre vorhandenen Ressourcen. Heißt: Sie lässt das Metangas, das durch die Verrottung des Abfalls freigesetzt wird, nicht in die Luft entweichen, sondern saugt es ab und verstromt es. "Damit versorgen wir 3000 Haushalte in Gelsenkirchen." Es gibt auf dem Gelände sogar die größte Sickerwasseranlage Deutschlands. Hier wird das Wasser, das täglich aus dem Aball abläuft, aufbereitet. "Wie viel Wasser fließt täglich durch die Rohre?", will Hermann Zeranski wissen. "Die Anlage setzt 23 000 Liter am Tag durch", sagt Rekers.

Als sich am Ende des Tages die Pforten wieder hinter des Lesern schließen, ist eines jedem klar: Die Zentraldeponie ist viel mehr, als nur eine Müllablagerungsstätte.