Die Stadt hat erstmals eine Lärmkarte vorgelegt. Sie zeigt, an welchen Stellen die Bürger mehr oder weniger von Schallimmissionen betroffen sind. Nächster Schritt ist die Vorlage eines Aktionsplans gegen die Umweltbelastung

Hauptlärmquellen in Gelsenkirchen sind die Autobahnen A 42 im Süden sowie A 2 und A 52 im Norden, außerdem die Hauptdurchgangsstraßen. Fotos/Montage WAZ, Martin Möller
Hauptlärmquellen in Gelsenkirchen sind die Autobahnen A 42 im Süden sowie A 2 und A 52 im Norden, außerdem die Hauptdurchgangsstraßen. Fotos/Montage WAZ, Martin Möller © WAZ

Was ist Lärm?

Unerwünschter Schall. Lärm beschreibt Geräusche, die störend oder belästigend wirken. Er gehört zu den bedeutendsten Umweltbelastungen überhaupt. Er sorgt für eine erhöhte Freisetzung von Stresshormonen, für eine Steigerung von Herzfrequenz und Blutdruck und führt auf Dauer zu Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit oder Nervosität. Lärm ist aber auch ein subjektives Phänomen. Als objektive Maßeinheit wird der Schalldruckpegel in Dezibel gemessen.

Warum eine Lärmkarte?

Ein allgemeines Gesetz zum Schutz vor Lärm gibt es nicht, nur eine Vielzahl von Regelungen wie Richtwerte für Gewerbeflächen oder Freizeitanlagen. Mit der EU-Richtlinie 2002/49/EG soll nun erstmals dem Umgebungslärm der Kampf angesagt werden: erst durch die Erstellung einer Lärmkarte, anschließend durch einen Lärmaktionsplan. Ein Dutzend Großstädte in NRW haben ihn erarbeitet und nun vorgelegt, darunter Gelsenkirchen. Wichtig: Im Unterschied zur Feinstaub-Richtlinie gibt's bei der Umgebungslärmrichtlinie keine Grenzwerte. Anders ausgedrückt: Der Bürger kann nicht wie als beim Feinstaub einen Schutz vor Lärm einklagen.

Wie sieht die Lärmkarte aus?

Die vorgelegte Lärmkarte für Gelsenkirchen (oder besser: die Lärmkarten, denn es gibt neben der 24-Stunden-Karte auch eine für die Nacht) stellt die Lärmbelastung der Bevölkerung grafisch und flächenhaft dar. Im 24-Stunden-Schnitt gibt es dabei folgende farbliche Markierungen: weiß (Belastung unter 55 Dezibel), rosa (55 bis 60 Dezibel), rot (60 bis 65 Dezibel), braun (65 bis 70 Dezibel), lila (70 bis 75 Dezibel) und blau (über 75 Dezibel).

Was zeigt die Lärmkarte?

Die Stadt will die Ergebnisse nun in Ruhe analysieren, sagt Gerhard Osadnik, Leiter des Umweltamtes. Festgestellt werden aber kann mit einem Blick: Rund um die Hauptstraßen und vor allem auch an den Autobahnen ist die Lärmbelastung am größten. Durchschnittlich fallen durch den Verkehr dort 70 Dezibel an, außerdem wird der Lärm meist noch mehrere hundert Meter weiter transportiert und sinkt gerade mal auf 55 bis 60 Dezibel - wie gesagt: im Durchschnitt. Und auch das zeigt die Karte: In manchen Gebieten - etwa das Band entlang der A 42 von der Feldmark über Schalke bis nach Bismarck - ist es fast flächendeckend nie ruhig; gemessen werden dort mindestens 60 bis 65 Dezibel.

Wie geht's weiter?

Durch die Lärmkarte, sagt das Umweltamt der Stadt, habe man nun erstmals einen Überblick über die Lärmbelastung in der Stadt. Die Karte bildet die Grundlage für eine Prüfung und schließlich Festlegung von Lärmminderungsmaßnahmen. Laut EU-Richtlinie müssen die Kommunen nun einen strategischen Aktionsplan festlegen. Gelsenkirchen will ihn bis Ende 2009 präsentieren. Bis dahin muss die Stadt die Lärmsituation bewerten, die vorhandenen und geplanten kurz-, mittel- und langfristigen Lärmminderungsmaßnahmen darstellen, eine Kosten-Nutzen-Analyse vornehmen und die Beteiligung der Bürger an diesem Verfahren skizzieren. Um ein entsprechendes Paket zu schnüren, sagt Gerhard Osadnik, der Leiter des Umweltamtes, müssten neben der Bevölkerung auch weitere Akteure ins Boot, etwa die Bahn, der Landesbetrieb Straßenbau, aber auch Verbände und Organisationen. Und nicht zuletzt: Die Ausarbeitung des Plans wird einem Experten-Team überlassen. Der Auftrag soll nun vergeben werden.

Wo kann man sich die Karte ansehen?

Im Internet. Unter www. umgebungslaerm.nrw.de kann man sich die entsprechenden Lärmkarten anzeigen lassen, darunter auch die Nacht- und 24-Stunden-Karte aus Gelsenkirchen. Auf Wunsch kann man sich einzelne Straßen anzeigen lassen.

Und wenn Fragen offen sind?

Dann kann man bei der Stadt anrufen. Ute Wenzel vom Referat Umwelt (Tel: 169-42 14) will Fragen der Bürger gern beantworten. Und dann gibt's das "Grüne Telefon" der Bezirksregierung für Fragen und Beschwerden: Tel: 0251/411-33 00.