Gelsenkirchen. Zur Betriebsversammlung zog der Betriebsrat Experten von Beratungsfirmen hinzu. Ihr Oktobergehalt haben die Insolvenz-Betroffenen nun erhalten.
Vor dem Arbeitsgericht haben sie Mittwoch diesen Termin erstritten. Nun warten sie auf Einlass in ihr abgesperrtes Werk und die Personenkontrolle: Freitag traf sich die 96-köpfige Belegschaft der Wellpappe Gelsenkirchen zur Betriebsversammlung an der Grothusstraße 90a.
Für die Mahnwache, die seit dem überraschenden Insolvenzantrag und der widerruflichen Freistellung der Mitarbeiter am 31. Oktober läuft, steht im Wendehammer vor dem Werk ein weißes Pavillonzelt. Innen bullert ein Gasbrenner, mehrere Biertischgarnituren bieten Platz. Brötchen und Obst stehen auf Tischen. Und kannenweise Kaffee.
Samstag soll die Bestandsaufnahme abgeschlossen sein
„Vier Leute sollen jede Nacht mindestens hier sein“, sagt einer der Männer im Zelt. „Doch manchmal sind es zehn und mehr. Man kommt eben mal so vorbei. Und wer nicht schlafen kann, wird hier getröstet.“
Zur Inventur durften Mitarbeiter mit Vertretern des Insolvenzverwalters in den letzten Tagen in den Betrieb. Samstag soll die Bestandsaufnahme der Werte abgeschlossen sein. Vielleicht enden dann auch die Nachtwachen.
Was die Betroffenen von den nächsten Tagen erwarten? Schulterzucken. „Alles steht ja noch unter Vorbehalt, alles ist mit Fragezeichen versehen“, meint Andre Lopez. 27 Jahre lang hat er für Wellpappe Gelsenkirchen gearbeitet. Zumindest eines steht für ihn fest: „Das hätten die nicht gedacht, dass wir so einen Alarm machen und so viel Widerstand zeigen. Aber wird sind ja so eine kleine Belegschaft. Bei ein paar tausend Betroffenen, würde das alle interessieren.“
Novembergehalt mit der anteilmäßiger Jahressonderzahlung
Die Zukunftssorgen sind auch am Ende der Woche zwei nach der Hiobsbotschaft nicht geringer geworden. Immerhin: Das ausstehende Oktobergehalt ist jetzt auf den Konten. Die Agentur für Arbeit Gelsenkirchen hat die Vorfinanzierung übernommen. Auch das Novembergehalt mit der anteilmäßigen Jahressonderzahlung werde so vorfinanziert, kann der Betriebsratsvorsitzende Bodo Steigleder in der Versammlung verkünden. „Das ist schon positiv, so kurz vor Weihnachten“.
Experten von Beratungsfirmen hatte der Betriebsrat zur Veranstaltung eingeladen. Steigleder: „Die Leute haben ja jede Menge Fragen“, beispielsweise zur möglichen Gründung einer Transfergesellschaft, zu Zeugnissen oder nötigen Bescheinigungen. Vertreter der Geschäftsführung kamen nicht. Zu kurzfristig, so ihre Erklärung, sei die Einladung gewesen. „Die haben keinen Mumm“, meint einer der Männer am Werkstor.