Gelsenkirchen. Firma der Avedo-Gruppe zieht mit 150 Beschäftigten nach Ückendorf. Für Geschäftsführer Christian Küpper ist es eine Rückkehr zu den eigenen Wurzeln.
- Amevida ist an der Leithestraße 47 aus-, Vocando als neue Dialogmarketing-Spezialist eingezogen
- Unternehmen beschäftigt an seinem neuen Standort bereits 150 Personen. 2018 sollen es 450 sein
- Vocando-Geschäftsführer Christian Küpper arbeitete schon einmal vor Ort: für Tectum
Fliegender Wechsel an der Leithestraße 47. Der Call-Center-Betreiber Amevida ist vor wenigen Wochen mit seiner Belegschaft aus dem Bürokomplex ausgezogen. Ab Ende des Jahres wird das Unternehmen mit seinen Dienstleistungen an der Berliner Brücke den dann runderneuerten Komplex Kurt-Schumacher Straße 100 beziehen. Ansehnlich grundrenoviert wurden in Höchsttempo auch 4000 Quadratmeter Bürofläche im Gebäude in Ückendorf. Donnerstag stellten sich dort die neuen Hausherren vor: Vocando, auch ein Dialogmarketing-Spezialist, hat den Betrieb in seinem neuen Firmenstandort im Stadtsüden aufgenommen.
1650 Mitarbeiter bundesweit an sechs Avedo-Standorten
„Seit Anfang Oktober arbeiten die ersten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im telefonischen Kundenservice“, sagt Christian Küpper, mit Peter Rohlfing der Geschäftsführer der Vocando Gelsenkirchen GmbH. Vocando, von Küpper gegründet und Teil der an sechs Standorten vertretenen Avedo-Gruppe, hat 420 Mitarbeiter in Essen und nun 150 in Gelsenkirchen. Avedo ist auf rapidem Expansionskurs. Deutschlandweit hat die Gruppe 1650 Mitarbeiter, das Wachstum gibt der geschäftsführende Vorstand Torsten Krause für 2015 mit 34 Prozent an, für 2016 Jahr rechnet er mit deutlich über 20 Prozent. Auch in Ückendorf will man personell kräftig zulegen. In rund zwei Jahren will Vocando hier 450 Personen in Voll- oder Teilzeit beschäftigen
„Der Dienstleistungssektor ist eine der stärksten Wachstumsbranchen. Das gilt auch für Gelsenkirchen“, stellt Oberbürgermeister Frank Baranowski Donnerstag bei der Firmeneröffnung fest und betont: „Wir reden hier über neue Arbeitsplätze.“ Es sei folgerichtig, dass Vocando bei der Personal-Suche „hier mit dem Integrationscenter und der Agentur für Arbeit zusammen arbeitet.“
Christian Küpper und sein Vater führten bis 2010 die Tectum-Gruppe
An den Standorten Essen, Köln, Leipzig, München und Rostock ist die Gruppe mit Niederlassungen vertreten – doch selten habe er eine Stadt mit so „offenen Türen erlebt, an keinem Standort haben wir solch eine Unterstützung erfahren“, lobt Krause die städtische Wirtschaftsförderung. Stadtrat Dr. Christopher Schmitt spielt den Ball zurück: „Ich habe Vocando als überaus dynamisches Unternehmen erlebt. So haben wir die wohl schnellste Nachnutzung für ein Gewerbeobjekt hinbekommen.“
Krause hat Avedo vor 13 Jahren gegründet. Küpper 2013 Vocando. Für ihn ist der Wechsel nach Ückendorf so etwas wie die Rückkehrt zu den eigenen Wurzeln und in eine Familien-Immobilie. Der Call-Center-Betreiber Tectum hatte hier seinen Sitz. Hubertus Küpper hatte das Unternehmen aufgebaut und groß gemacht, mit seinem Sohn Christian verkaufte er 2010 seine 50-Prozent-Anteile an die damaligen Mitgesellschafter.
Tectum geriet später in schweres Fahrwasser. Am Firmensitz baute Vorstand Dr. Mathias Eickhoff später die Amevida SE auf, die heute noch den Gebäudeflügel Leithestraße 45 belegt. „Wir haben Tectum damals in sehr gutem Zustand übergeben“, sagt Christian Küpper. Mit Vocando sei er nach zwei Jahren Wettbewerbsverbot zu dem zurückgekehrt, was er am besten könne: „Callcenter-Standorte aufbauen.“
Konkurenz unter einem Dach an der Leithestraße
Amevida links im Komplex, Vocando als Avedo-Tochter rechts: Zwei Direktmarketing-Spezialisten sitzen an der Leithestraße nun quasi Tür an Tür in einem Bürokomplex. „Wettbewerb hat nie geschadet. Ich begrüße das sehr“, sagt Avedo-Vorstand Torsten Krause.
In den letzten Wochen haben beide Unternehmen in der Stadt – auch mit Infoständen am Hauptbahnhof – massiv für sich geworben. Beide suchen Personal, beide arbeiten dabei mit der Arbeitsagentur zusammen, beide schulen aktuell neue Mitarbeiter, beide haben wohl auch ähnliche Großkunden aus den Bereichen Energie, Telekommunikation und Multimedia. „Die Schaffung hunderter neuer Arbeitsplätze ist positiv für Gelsenkirchen“, freut Oberbürgermeister Baranowski der Wettlauf um die Köpfe.
Vocando rekrutiert einen Großteil seiner Führungskräfte aus den eigenen Reihen. In der Call-Center-Branche zählt die Gruppe laut Krause zu den Arbeitgebern, die mit einem Grundlohn „deutlich über 10 Euro klar über dem Mindestlohn“ liege, zusätzlich gebe es Zuschüsse für die Nutzung des Nahverkehrs oder die Verpflegung, grundsätzlich würden auch nur „unbefristete Arbeitsverträge abgeschlossen“. Einen Betriebsrat gibt es an keinem der Standorte. Krause: „Wir haben dafür sehr flache Hierarchien und eine Mitarbeitervertretung.“